Seite 403 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Kapitel 50: Zum Tode verurteilt
Während des letzten Verhörs vor Nero hatte Paulus durch seine
Worte einen so nachhaltigen Eindruck auf den Kaiser gemacht, daß
dieser die Entscheidung des Verfahrens hinauszögerte. Er sprach
den angeklagten Apostel weder frei noch verurteilte er ihn. Doch
bald erfüllte den Kaiser erneut Haß gegen Paulus. Er war erbittert,
weil es ihm nicht gelang, die Ausbreitung des christlichen Glaubens
am kaiserlichen Hof zu unterbinden. So beschloß er, den Apostel
töten zu lassen, sobald sich ein entsprechender Vorwand dafür fände.
Bald darauf gab Nero den Entscheid bekannt, nach dem Paulus
den Märtyrertod sterben mußte. Da er als römischer Bürger nicht
der Folterung unterworfen werden durfte, lautete das Urteil auf
Enthauptung.
Ohne jedes Aufsehen wurde Paulus zur Hinrichtungsstätte ge-
führt. Nur wenige Zuschauer durften zugegen sein, denn seine Ver-
folger fürchteten, beunruhigt durch seinen starken Einfluß, daß sein
Sterben andere veranlassen könnte, sich zum Christentum hinzuwen-
den. Doch selbst die verrohten Kriegsknechte, die ihn begleiteten,
hörten seinen Worten zu, und mit Verwunderung sahen sie, wie er
heiter, ja sogar freudig dem Tode entgegensah. Seine Bereitschaft,
seinen Mördern zu vergeben, und sein bis zum letzten Augenblick
unwandelbares Vertrauen auf Christus wurde manchem Zeugen sei-
nes Märtyrertodes ein Anstoß zum ewigen Leben. Mehr als einer
von ihnen nahm den Heiland an, den Paulus ihnen gepredigt hatte,
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und besiegelte selbst kurze Zeit später seinen Glauben mit dem Tode.
Bis zur letzten Stunde seines Lebens zeugte Paulus für die Wahr-
heit seiner Worte an die Korinther: „Gott, der da hieß das Licht
aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in
unsre Herzen gegeben, daß durch uns entstünde die Erleuchtung
zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Chri-
sti. Wir haben aber solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die
überschwengliche Kraft sei Gottes und nicht von uns. Wir haben
allenthalben Trübsal, aber wir ängsten uns nicht. Uns ist bange, aber
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