Seite 73 - Der Weg zu Christus (1975)

Basic HTML-Version

Kapitel 11: Das Gebet als Gnadengabe
Gott redet zu uns durch die Natur, durch die Offenbarung seines
Wortes, durch seine Vorsehung wie durch das Walten seines Geistes.
Dies genügt jedoch nicht; wir müssen ihm auch unsere Herzen
auftun. Um rechtes geistliches Leben zu besitzen, müssen wir in
tatsächlicher Verbindung mit unserm himmlischen Vater stehen. Mag
auch unser Innerstes sich zu ihm hingezogen fühlen, mögen wir auch
seine Werke, seine Barmherzigkeit und seine Segnungen vor Augen
haben und bewundern, so heißt das doch nicht im vollsten Sinne des
Wortes, mit ihm in enger Gemeinschaft zu stehen. Wenn wir das
wollen, müssen wir ihn in den Angelegenheiten unseres täglichen
Lebens zu Rate ziehen.
Im Gebet öffnen wir uns Gott wie einem Freunde, nicht, als wäre
es notwendig, ihm zu sagen, was wir sind und wessen wir bedürfen,
sondern um ihn in unsere Herzen aufzunehmen. Das Gebet bringt
Gott nicht zu uns, vielmehr uns zu Ihm.
Als Christus auf Erden wandelte, lehrte er seine Jünger, wie man
recht beten müsse. Er unterwies sie, täglich ihr Anliegen vor Gott
zu bringen und alle ihre Sorgen auf ihn zu werfen. Die Verheißung,
daß er ihre Bitten und Gebete erhören wollte, gilt auch für uns.
Jesus selbst betete oft, während er unter den Menschen wandelte.
Der Heiland nahm unsere Not und unsere Schwächen auf sich und
erflehte inbrünstig für seine Lebensaufgabe von seinem himmlischen
Vater Beistand und Hilfe. Er ist in allem ein Vorbild, er wurde uns
ein Bruder in unsern Schwachheiten, „der versucht ist allenthalben
[68]
gleichwie wir“ (
Hebräer 4,15
); als der Sündlose schreckte er jedoch
zurück vom Bösen und erduldete Pein und Seelenschmerz in der
sündhaften Welt. Da er wahrhaftiger Mensch war, brauchte er das
Gebet und schätzte es hoch ein. Im Umgang mit seinem Vater fand
er Trost und Freude. Wenn der Erlöser der Menschheit, der Sohn
Gottes, die Unentbehrlichkeit des Gebets empfand, wieviel mehr
sollten wir schwachen, sündigen Menschen erkennen, daß wir innig
und beständig zu Gott beten müssen!
69