Seite 70 - Die Engel (1997)

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Die Engel
Satan war bereit, ihm einzuflüstern, daß er sich getäuscht haben
müsse, denn das Gesetz Gottes lautete: „Du sollst nicht töten.“
2.Mo-
se 20,13
. Gott könne doch nicht fordern, was er einst verboten hatte.
Abraham trat aus seinem Zelt und schaute auf zu der stillen Pracht
des wolkenlosen Himmels. Er rief sich die Zusage in die Erinnerung
zurück, die er vor beinahe fünfzig Jahren erhalten hatte, daß seine
Nachkommen zahllos sein würden wie die Sterne. Wie könnte Isaak
getötet werden, wenn diese Verheißung doch durch ihn in Erfüllung
gehen sollte? ...
Abraham war versucht zu glauben, daß er einer Täuschung erle-
gen sei ... Er erinnerte sich der gottgesandten Engel, die ihm Sodoms
Zerstörung ankündigten. Sie brachten ihm auch die Verheißung die-
ses Sohnes Isaak. Es zog ihn dorthin, wo er sie einige Male getroffen
hatte, in der Hoffnung, ihnen wieder zu begegnen und andere Wei-
sungen zu erhalten. Aber niemand kam ihm zu Hilfe.
Patriarchen
und Propheten 126-128
.
[71]
Den ganzen Tag über hoffte er, einen Engel zu treffen, der ihn
segnen und trösten oder vielleicht den Befehl Gottes widerrufen
würde, aber kein Botschafter der Barmherzigkeit erschien ... Als der
zweite lange Tag zu Ende ging, begann eine weitere lange Nacht,
die er in demütigem Gebet verbrachte, und dann begann der dritte
Tag.
The Signs of the Times, 1. April 1875
.
An dem bezeichneten Platz bauten sie den Altar und legten das
Holz darauf. Dann eröffnete Abraham seinem Sohn mit zitternder
Stimme die göttliche Botschaft. Erschrocken und bestürzt hörte
Isaak von seinem Schicksal, aber er leistete keinen Widerstand ...
Er teilte Abrahams Glauben und war bereit, Gott sein Leben zum
Opfer zu bringen ...
Und nun kam der Abschied, die letzten Worte, die letzten Trä-
nen, die letzte Umarmung. Der Vater hob das Messer, um seinen
Sohn zu töten. Da wurde sein Arm plötzlich festgehalten. Ein Engel
vom Himmel rief dem Erzvater zu: „Abraham! Abraham!“ Schnell
antwortete er: „Hier bin ich.“ Abermals hörte er die Stimme: „Lege
deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß
ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht
verschont um meinetwillen.“
1.Mose 22,11.12
...
Gott gab seinen Sohn in einen Tod der Schmach und Schande.
Die Engel, die Zeugen der Erniedrigung und Seelenangst des Sohnes