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Der große Kampf
weise würden derartig sein, wie sie sie nicht erwarteten. Wäre das
Gesetz nicht bindend, warum sollte sich irgend jemand fürchten, es
zu übertreten? Das Eigentum wäre nicht mehr sicher. Die Menschen
würden sich die Habe ihres Nächsten mit Gewalt aneignen, und
die Stärksten würden die Reichsten werden. Selbst vor dem Leben
hätte man keine Ehrfurcht. Das Ehegelübde sähe man nicht mehr als
ein heiliges Bollwerk zum Schutz der Familie an. Wer die Macht
hätte, würde, falls ihn danach verlangte, seines Nächsten Weib mit
Gewalt nehmen. Das fünfte Gebot bliebe einschließlich des vierten
unbeachtet. Kinder würden nicht davor zurückschrecken, ihre Eltern
zu töten, wenn sie dadurch das Verlangen ihres verderbten Herzens
stillen könnten. Die gesittete Welt führte sich auf wie eine Horde
von Räubern und Mördern; und Friede, Ruhe und Glück wären von
der Erde verbannt.
Die Lehre, daß die Menschen von dem Gehorsam gegen Gottes
Forderungen entbunden seien, hat die Kraft der sittlichen Verpflich-
tung bereits geschwächt und der Welt die Schleusen der Ungerech-
tigkeit geöffnet. Gesetzlosigkeit, Verschwendung und Verderbtheit
strömen auf uns ein gleich einer überschwemmenden Flut. In der
Familie ist Satan am Wirken. Sein Banner weht sogar in angeblich
christlichen Häusern. Man findet dort Neid, böse Mutmaßungen,
Heuchelei, Entfremdung, Zwietracht, Streit, Verrat des heiligen Ver-
trauens, Befriedigung sinnlicher Begierden. Der ganze Bau religiöser
Grundsätze und Lehren, die die Grundlage und das Gerüst des gesell-
schaftlichen Lebens bilden sollte, scheint ins Schwanken gekommen
zu sein, bereit zu verfallen. Die gemeinsten Verbrecher, die wegen
ihrer Vergehen ins Gefängnis geworfen sind, werden oft mit Gaben
und Aufmerksamkeit bedacht, als sei ihre Haft eine beneidenswerte
Auszeichnung. Ihr Charakter und ihre Verbrechen werden in sensa-
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tioneller Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Presse
veröffentlicht die empörenden Einzelheiten eines Verbrechens und
weiht auf diese Weise andere in die Ausübung von Betrug, Räuberei
und Mord ein, während Satan über den Erfolg seiner höllischen An-
schläge frohlockt. Das Liebäugeln mit dem Laster, die leichtfertigen
Mordtaten, die schreckliche Zunahme der Unmäßigkeit und Bosheit
jeder Art und jeden Grades sollten alle Gottesfürchtigen veranlassen
zu forschen, was getan werden könnte, um der Flut des Übels Einhalt
zu gebieten.