Seite 691 - Der gro

Basic HTML-Version

Anmerkungen
687
irrt gründlich von der Wahrheit ab, der glaubt, die Würde und Rein-
heit der heiligen Jungfrau völlig und richtig allein aus den Schriften
des Alten und Neuen Testaments definieren zu können.“ Die in der
[691]
Regierungszeit Pius XII. entfaltete Aktivität in der Verehrung Ma-
riens gipfelte vor allem in folgenden Bekundungen: 1942 Weihe
der Kirche und der Menschheit an das unbefleckte Herz Mariens,
1946 Rundfunkbotschaft über das Königtum Marias anläßlich der
Krönung der Jungfrau in Fatima, 1950 Dogma von der leiblichen
Himmelfahrt Mariens, 1952 Weihe der Völker Rußlands an das Herz
Mariens, 1953 Einsetzung des Marianischen Jahres, 1954 Weihe des
deutschen Volkes [!] an das Herz Mariens und 1959 (unter Johannes
XXIII.) Weihe Italiens an das Herz Mariens.
Papst Johannes XXIII. verteidigte die Marienverehrung gegen
nicht katholische Kritik. Außerdem sprach er die Hoffnung aus, daß
Maria die „Wunden des mystischen Leibes“ heilen werde, d.h. daß
Maria den getrennten Brüdern den Weg der Rückkehr in den Schoß
der alleinseligmachenden Kirche ebnen werde. Während des zweiten
Vatikanischen Konzils wurde vor allem von spanischen Bischöfen
gefordert, daß „die tätige Mitwirkung der Mutter Gottes“ in der
Heilsordnung der Kirche zusammen mit Christus hervorgehoben
werden müsse.
Allgemeine Überraschung hatte es auf dem Konzil ausgelöst,
daß Papst Paul VI. in der Schlußsitzung der dritten Sitzungsperi-
ode, nachdem er die dogmatische Konstitution „Über die Kirche“
verkündet hatte, in einer Würdigung dieser Konstitution Maria als
„Mutter der Kirche“ proklamierte. Die fortschrittlichen Bischöfe und
Kardinäle zeigten sich von dieser Maßnahme des Papstes bestürzt,
da die Konzilsmehrheit noch wenige Wochen zuvor eine solche For-
mulierung und Definition um des ökumenischen Gespräches willen
abgelehnt hatte. Einige Kardinäle äußerten auch unverhohlen ihr
Befremden über die Art, wie das Konzil hier überspielt wurde. Noch
kurz zuvor hatten 1559 Konzilsväter eine Kompromißfassung des
Marienkapitels gebilligt, in der Maria weder als „Mutter der Kirche“
noch als „Mittlerin der Gnaden“ noch als „Miterlöserin“ genannt
worden war.
Paul VI. dagegen ließ die dritte Sitzungsperiode mit einem Lo-
beshymnus auf Maria enden. Er sagte u.a. wörtlich: „Wir wünschen,