Seite 115 - Das Leben Jesu (1973)

Basic HTML-Version

Der Sieg
111
mißbrauchte die Verheißungen Gottes nicht, indem er sich unnötig
in Versuchung begab; als aber die Versuchung dennoch über ihn
kam, gab er sich keiner Verzagtheit hin. Lernen wir daraus! „Gott ist
getreu, der euch nicht läßt versuchen über euer Vermögen, sondern
macht, daß die Versuchung so ein Ende gewinne, daß ihr‘s könnet
ertragen.“
1.Korinther 10,13
. Darum: „Opfere Gott Dank und erfülle
dem Höchsten deine Gelübde und rufe mich an in der Not, so will
ich dich erretten.“
Psalm 50,14.15
.
Jesus war auch aus der zweiten Versuchung als Sieger hervor-
gegangen, und nun zeigte sich Satan in seinem wahren Charakter:
nicht als furchterregendes Ungeheuer mit Pferdehufen und Flederm-
ausflügeln, sondern als mächtiger Engel, der er trotz seines Abfalls
noch immer war. Er bekannte sich nun offen als Empörer und als
Gott dieser Welt.
Er zeigte Jesus, den er auf einen hohen Berg geführt hatte, alle
Reiche der Welt in ihrer ganzen Herrlichkeit. Sonnenlicht lag über
der weiten Flur und schien auf die mit Tempeln und Marmorpalä-
sten geschmückten Städte, auf fruchttragende Felder und auf riesige
Weinberge. Die Spuren der Sünde waren verborgen. Jesu Augen,
die soeben nur Verwüstung und öde Flächen gesehen hatten, wurden
jetzt beim Anblick von so viel unvergleichlicher Schönheit gefesselt.
Dazu erklang des Versuchers Stimme: „Alle diese Macht will ich
dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben, und ich
gebe sie, welchem ich will. Wenn du nun mich willst anbeten, so
soll es alles dein sein.“
Lukas 4,6.7
.
Die Mission Christi konnte nur durch Leiden erfüllt werden.
Vor ihm lag ein Leben voller Kummer und Entbehrung; auf ihn
warteten schwere Kämpfe und ein schimpflicher Tod. Er mußte die
Sünden der ganzen Welt tragen und die Trennung von der Liebe
seines Vaters erdulden. Jetzt erbot sich Satan sogar, auf die ganze
Macht, die er sich angemaßt hatte, zu verzichten. Es gab für Christus
die Möglichkeit, der furchtbaren Zukunft zu entgehen, wenn er die
Oberhoheit Satans anerkannte. Das wäre jedoch gleichbedeutend
gewesen mit einer Niederlage in diesem Kampf. Satan hatte im
Himmel gesündigt, indem er versuchte, sich über den Sohn Gottes
zu erheben. Würde er jetzt siegen, dann hätte die Empörung den
Triumph davongetragen.
[113]