Seite 148 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
sich selbst nicht zu einem heiligen Tempel für den Geist Gottes.
Die Höfe des Tempels zu Jerusalem, erfüllt von dem Lärm unhei-
ligen Schacherns, versinnbildeten nur zu getreu den Tempel ihres
Herzens, der durch Begierden und verderbte Gedanken verunreinigt
war. Durch die Säuberung des Tempels von weltlichen Käufern und
Verkäufern offenbarte er seine Aufgabe, das menschliche Herz von
der Verunreinigung durch die Sünde — von den irdischen Wün-
schen, den eigennützigen Lüsten, den schlechten Gewohnheiten, die
die Seele verderben — zu reinigen. „Bald wird kommen zu seinem
Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr
begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr Zebaoth. Wer wird aber
den Weg seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen,
wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers und
wie die Lauge der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das
Silber reinigen, er wird die Söhne Levi reinigen und läutern wie
Gold und Silber.“
Maleachi 3,1-3
.
„Wisset ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes
in euch wohnt? Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird
Gott verderben, denn der Tempel Gottes ist heilig; der seid ihr.“
1.Korinther 3,16.17
. Kein Mensch kann aus eigener Kraft das Böse
ausstoßen, das sich in seinem Herzen eingenistet hat; nur Christus
vermag den Tempel der Seele zu reinigen. Aber er erzwingt sich
nicht den Eingang. Er dringt nicht in das Herz ein wie einst in
den Tempel, sondern er sagt: „Ich stehe vor der Tür und klopfe
an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu
dem werde ich eingehen.“
Offenbarung 3,20
. Er will nicht nur für
einen Tag kommen; denn er sagt: „Ich will unter euch wohnen und
wandeln ..., und sie sollen mein Volk sein.“
2.Korinther 6,16
. Er
wird „unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in
die Tiefen des Meeres werfen“.
Micha 7,19
. Seine Gegenwart wird
die Seele reinigen und heiligen, damit sie ein heiliger Tempel und
eine „Behausung Gottes im Geist“ (
Epheser 2,22
) sein möge.
Die Priester und Obersten waren schreckerfüllt vor dem durch-
dringenden Blick Jesu, der in ihren Herzen las, aus dem Tempelhof
geflohen. Auf ihrer Flucht begegneten sie anderen, denen sie zur
Umkehr rieten und denen sie berichteten, was sie gehört und gesehen
hatten. Christus schaute den Davoneilenden nach. Sie jammerten ihn
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in ihrer Furcht und in ihrer Unkenntnis des wahren Gottesdienstes.