Seite 150 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Ich will euch erlösen, und ihr sollt mich preisen; denn dazu bin ich
in die Welt gekommen.
Sie drängten sich immer näher an den Heiland und baten: Mei-
ster, segne uns! Und Jesus vernahm jede Bitte. Mit dem Erbarmen
einer liebevollen Mutter beugte er sich über die leidenden Kleinen.
Allen schenkte er Aufmerksamkeit. Welche Krankheit ein Armer
auch haben mochte, jeder wurde geheilt. Die Stummen öffneten ih-
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ren Mund zum Lobe, die Blinden sahen das Angesicht ihres Erlösers,
und die Herzen der Leidenden wurden froh.
Welch eine Offenbarung wurde den Priestern und Beamten des
Tempels durch die Stimmen zuteil, die an ihr Ohr drangen und ihnen
Wunderbares verkündigten! Die Versammelten erzählten von den
Schmerzen, die sie erlitten hatten, von enttäuschten Hoffnungen,
von kummervollen Tagen und schlaflosen Nächten. Ehe aber der
letzte Hoffnungsfunke der Leidenden zu verlöschen drohte, hatte
der Heiland sie geheilt. Die Last war so schwer, sagte einer, und
doch habe ich einen Helfer gefunden. Er ist der Christus Gottes,
und ich will mein Leben seinem Dienste weihen. Eltern sagten zu
ihren Kindern: Er hat euer Leben gerettet; erhebt eure Stimmen und
preist ihn. Die Stimmen der Kinder und Jugendlichen, der Väter und
Mütter, der Freunde und Zuschauer vereinigten sich in Lob- und
Dankesliedern; Hoffnung und Freude erfüllte die Herzen, und Friede
zog in ihre Gemüter ein. Geheilt an Leib und Seele, kehrten sie heim
und verkündigten die unvergleichliche Liebe Christi.
Bei der Kreuzigung Jesu schlossen sich jene Menschen, die selbst
geheilt worden waren, nicht der pöbelnden Menge an, die fortgesetzt
schrie: „Kreuzige ihn! Kreuzige ihn!“ Ihre Anteilnahme galt Jesus,
weil sie selbst seine große Barmherzigkeit und wunderbare Macht
erfahren hatten. Sie waren sich bewußt, daß er ihr Heiland war, hatte
er sie doch an Leib und Seele gesund gemacht. Einige Tage später
lauschten sie der Verkündigung der Apostel, und als Gottes Wort in
ihre Herzen drang, kamen sie zur Klarheit. So wurden sie zu Mittlern
der Güte Gottes und seiner Erlösung.
Die Menge, die aus dem Tempelhof geflohen war, kam nach
einiger Zeit zögernd wieder zurück. Die Leute hatten sich zum Teil
von dem Schrecken, der sie erfaßt hatte, erholt; doch war in ihren
Gesichtern noch Unentschlossenheit und Furchtsamkeit zu lesen.
Sie blickten mit Erstaunen auf die Taten Jesu und waren überzeugt