Seite 295 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Bergpredigt
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wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie
die Lilien“.
Jesaja 35,1
.
Die Menge der Zuhörer wunderte sich sehr über diese Lehren, die
den Vorschriften und dem Beispiel der Pharisäer so widersprachen.
Das Volk glaubte, das Glück liege im Besitz irdischer Güter, und
Ruhm und Ehre der Menschen seien begehrenswert. Es war äußerst
angenehm, „Rabbi“ genannt, für weise und fromm gehalten und
öffentlich als tugendhaft gepriesen zu werden; hierin schien der
Gipfelpunkt irdischer Freude zu liegen. Aber zu jenen zahlreichen
Zuhörern sagte der Heiland, daß weltliche Ehre und irdischer Gewinn
alles seien, was jene Menschen als Belohnung je empfangen würden.
Er sprach mit großer Bestimmtheit, und eine überzeugende Kraft
begleitete seine Worte. Die Zuhörer wurden ganz still; ein Gefühl
der Furcht überkam alle. Sie sahen einander zweifelnd an. Wer von
ihnen würde dann gerettet werden, wenn dieses Mannes Lehren wahr
wären! Viele ließen sich überzeugen, daß der Geist Gottes diesen
bemerkenswerten Mann trieb und daß seine Gedanken himmlischen
und göttlichen Ursprungs waren.
Nachdem Christus das Wesen des wahren Glückes erläutert und
den Weg zu ihm gezeigt hatte, betonte er mit großem Nachdruck die
Pflichten seiner Jünger, als von Gott erwählte Lehrer andere auf den
Pfad der Gerechtigkeit und des ewigen Lebens zu leiten. Er wußte,
daß sie oft unter Enttäuschungen und Entmutigungen zu leiden
hätten, daß sie auf entschiedenen Widerstand stoßen und daß man sie
beschimpfen und ihr Zeugnis verwerfen würde. Jesus wußte genau,
daß diese einfachen Männer, die so aufmerksam seinen Worten
folgten, in der Ausübung ihres Evangeliumsdienstes Verleumdung,
Marter, Gefängnis und Tod erleiden würden. Darum sagte er weiter:
„Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das
Himmelreich ist ihr. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um
meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles wider
euch, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch
im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie verfolgt die
Propheten, die vor euch gewesen sind.“
Matthäus 5,10-12
.
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Die Welt liebt die Sünde und haßt die Gerechtigkeit. Dies war
auch die Ursache ihrer Feindschaft gegen Jesus. Alle, die seine große
Liebe verwerfen, werden das Christentum als störendes Element
betrachten. Das Licht Christi vertreibt die Finsternis, die ihre Sünden