Seite 348 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
vor Gericht gestellt, so wird ihnen der Heilige Geist die Wahrheiten
ins Gedächtnis zurückrufen, die notwendig sind.
Ein ernstes, tägliches Streben, Gott und Jesus Christus, den er
gesandt hat, kennenzulernen, wird die Seele kraftvoll und leistungs-
fähig machen. Die durch fleißiges Forschen in der Schrift erworbene
Kenntnis wird ihnen zur rechten Zeit bewußt werden. Wer es aber
vernachlässigt, daß ihm die Worte Christi vertraut werden, wer nie
die Kraft seiner Gnade in Schwierigkeiten an sich erfahren hat, kann
nicht erwarten, daß der Heilige Geist ihm Gottes Wort in Erinnerung
bringt. Wir müssen dem Herrn mit ungeteilter Liebe und mit ganzem
Vertrauen täglich dienen.
Die Feindschaft gegen das Evangelium wird so heftig sein, daß
selbst die zartesten irdischen Bande unbeachtet bleiben und Jünger
Jesu von ihren eigenen Familienangehörigen dem Tod ausgeliefert
werden. „Ihr werdet gehaßt sein von jedermann um meines Namens
willen“, sagte Jesus. Er fügte jedoch hinzu: „Wer aber beharret bis
ans Ende, der wird selig.“ (
Markus 13,13
). Dennoch gebot er ihnen,
sich nicht unnötigerweise Verfolgungen auszusetzen; er selbst wech-
selte oft das Arbeitsfeld, um denen zu entgehen, die ihm nach dem
Leben trachteten. Als man ihn in Nazareth abwies und die Bewohner
seiner Heimatstadt ihn töten wollten, ging er nach Kapernaum, wo
seine Lehre die Menschen in Erstaunen setzte; „denn er predigte
in Vollmacht“. (
Lukas 4,32
). So sollen auch seine Diener durch
Verfolgungen nicht entmutigt werden, sondern einen Ort aufsuchen,
an dem sie für das Heil von Seelen wirken können.
Der Diener ist nicht größer als sein Meister! Der Fürst des Him-
mels wurde Beelzebub genannt, und seine Jünger werden ebenso
falsch eingeschätzt werden. Welche Gefahr aber auch drohen mag,
Christi Nachfolger müssen ihren Grundsätzen treu bleiben und jede
Unaufrichtigkeit verachten. Sie dürfen auch nicht mit der Wahrheit
zurückhalten, bis sie die Erlaubnis haben, sie ungehindert zu verkün-
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digen. Sie sind als Wächter gesetzt, die Menschen vor der Gefahr zu
warnen. Die Wahrheit, die sie von Christus empfingen, muß allen
frei und offen bekannt werden. Jesus sagte: „Was ich euch sage in
der Finsternis, das redet im Licht; und was euch gesagt wird in das
Ohr, das predigt auf den Dächern.“
Matthäus 10,27
.
Jesus selbst hat den Frieden nie durch Zugeständnisse erkauft.
Sein Herz floß über von Liebe zu allen Menschen; aber er übersah