Seite 361 - Das Leben Jesu (1973)

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„Gebt ihr ihnen zu essen!“
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und er hat ihnen etwas verheißen, das weit besser ist als irdisches
Gut — den bleibenden Trost seiner Gegenwart!
In der Speisung der Fünftausend hebt Jesus den Schleier von der
natürlichen Welt und offenbart die Macht, die beständig zu unserem
Besten schafft. Durch das Reifen der Ernte bewirkt Gott täglich
ein Wunder; durch natürliche Vorgänge geschieht das gleiche Werk
wie bei der Speisung dieser Menge. Menschen bereiten den Boden
und säen den Samen; aber das Leben von Gott bringt den Samen
zum Keimen. Luft, Regen und Sonnenschein bringen hervor „zu-
erst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der
Ähre“.
Markus 4,28
. Gott ist es, der täglich die Millionen durch
das Erntefeld der Erde ernährt. Die Menschen sind aufgefordert,
ihn in ihre Sorge um das Korn und um die Zubereitung des Brotes
miteinzubeziehen. Doch gerade da verlieren sie den Blick für das
Wirken Gottes und geben ihm nicht die ihm gebührende Ehre; sein
Wirken wird natürlichen Kräften oder menschlichen Werkzeugen
zugeschrieben, so daß sich der Mensch an Gottes Statt drängt. Die
aus göttlicher Gnade verliehenen Gaben werden eigennützig ange-
wandt. Sie werden damit zum Fluch statt zum Segen. Gott versucht
das alles zu verhindern. Er will unsere abgestumpften Sinne neu
beleben, damit sie seine große Güte unterscheiden und ihn für das
Wirken seiner Macht ehren können; er will, daß wir ihn in seinen
Gaben erkennen, damit diese uns nach seiner Absicht zum Segen
werden. Um dies zu erreichen, wirkte Jesus seine Wunder.
Nachdem die Menge gesättigt war, blieb noch viel Speise übrig.
Der Herr, dessen unermeßlicher Macht alle Hilfsquellen zu Gebote
standen, befahl: „Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkom-
men.“
Johannes 6,12
. Diese Worte bedeuten mehr, als nur die Brot-
reste in die Körbe zu legen. Sie enthielten eine doppelte Lehre. Wir
sollen nichts verschwenden und keinen zeitlichen Vorteil ungenutzt
lassen. Wir sollen nichts geringachten, das irgendeinem menschli-
chen Wesen noch dienlich sein kann. Sammelt alles, was der Not
der Hungernden abzuhelfen vermag. Die gleiche Sorgfalt sollen
wir auch in geistlichen Dingen üben. Als die Körbe voll Brocken
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gesammelt wurden, dachten die Gesättigten an ihre Freunde daheim
und wünschten, daß auch sie an dem Brot, das Jesus gesegnet hatte,
teilhaben könnten. Der Inhalt der Körbe wurde unter die Menge
verteilt und in die ganze umliegende Gegend mitgenommen. So soll-