Seite 362 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
ten diejenigen, die beim Feste waren, andern von dem Brot geben,
das vom Himmel kommt, um den Hunger der Seele zu stillen; sie
sollten wiederholen, was sie über die wunderbaren Dinge Gottes
gelernt hatten; nichts sollte verlorengehen, kein einziges Wort, das
ihr geistliches Heil betraf, unnütz auf die Erde fallen.
Das Wunder von den Broten lehrt uns ferner unsere Abhängig-
keit von Gott. Als der Herr die Fünftausend speiste, war in der Nähe
keine Nahrung zu bekommen. Wahrscheinlich standen ihm keine
Mittel zur Verfügung. Er befand sich mit den mehr als fünftausend
Menschen in der Einsamkeit. Zwar hatte er die Menge nicht eingela-
den, sie war ihm vielmehr ohne Aufforderung gefolgt; aber er wußte,
daß sie hungrig und müde sein würde, nachdem sie so lange seinen
Worten gelauscht hatte. Er selbst empfand ja dieses Bedürfnis, zu
essen. Sie waren weit von zu Hause entfernt, und die Nacht brach
herein. Viele von ihnen besaßen kein Geld, um sich Nahrung zu
kaufen. Er, der um ihretwillen vierzig Tage in der Wüste gefastet
hatte, wollte es nicht zulassen, daß sie hungrig in ihre Heime zurück-
kehrten. Die göttliche Vorsehung hatte Jesus an diesen Ort geführt,
und er vertraute darauf, daß sein himmlischer Vater auch für die
notwendigen Mittel sorgen würde, um dem Mangel abzuhelfen.
Wenn wir in schwierige Situationen geraten, sollten wir uns auf
Gott verlassen und bei allem, was wir tun, Weisheit und Urteilsver-
mögen zeigen; sonst auferlegen wir uns durch sorgloses Handeln
selbst Prüfungen. Wir sollten uns nicht dadurch in Schwierigkeiten
stürzen, daß wir die Mittel außer acht lassen, die Gott bereithält, und
nicht die Fähigkeiten mißbrauchen, die er uns gegeben hat. Christi
Mitarbeiter sollten seinen Weisungen uneingeschränkt folgen. Es ist
Gottes Werk, und wenn andere durch uns gesegnet werden sollen,
müssen seine Absichten durchgeführt werden. Unser Ich darf nicht
zum Mittelpunkt gemacht werden und Ehren empfangen. Wenn wir
nach unseren eigenen Vorstellungen planen, wird Gott uns auch
unseren eigenen Fehlern überlassen. Folgen wir jedoch seinen Wei-
sungen und geraten dabei in Schwierigkeiten, dann wird er uns aus
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ihnen befreien. Wir brauchen nicht entmutigt aufzugeben, sondern
dürfen in jeder Notlage von ihm Hilfe erbitten; denn ihm stehen
unbegrenzte Mittel zu Verfügung. Oftmals sehen wir uns von lauter
Prüfungen umgeben. Dann müssen wir uns in vollem Vertrauen auf