Seite 363 - Das Leben Jesu (1973)

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„Gebt ihr ihnen zu essen!“
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Gott stützen. Er will jeden Menschen bewahren, der in Anfechtung
gerät, wenn er Gottes Wege zu gehen bemüht ist.
Christus bittet uns durch den Propheten: „Brich dem Hungrigen
dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!
Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht
deinem Fleisch und Blut!“
Jesaja 58,7
. Er hat uns geboten: „Gehet
hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur.“
Markus
16,15
. Aber wie oft sinkt uns der Mut und verläßt uns der Glaube,
wenn wir sehen, wie groß die Not ist und wie gering die Mittel in
unseren Händen sind! Wie Andreas, der auf die fünf kleinen Brote
und die zwei kleinen Fische sah, erklären wir: „Was ist das unter so
viele!“
Johannes 6,9
. Oftmals zögern wir und sind nicht bereit, alles
zu geben, was wir besitzen. Wir schrecken davor zurück, ein Opfer
zu bringen oder gar uns selbst für andere hinzugeben. Aber Jesus hat
uns geboten: „Gebt ihr ihnen zu essen!“
Markus 6,37
. Sein Gebot
enthält eine Verheißung, steht doch die gleiche Macht dahinter, die
die große Schar am Ufer des Sees speiste.
In der Fürsorge Christi für die natürlichen Bedürfnisse einer
hungrigen Menge liegt eine tiefe geistliche Lehre für alle seine
Mitarbeiter. Der Heiland empfing vom Vater, er teilte seinen Jüngern
aus, diese gaben der Menge, und unter dieser gab einer dem andern.
So empfangen alle, die mit Christus verbunden sind, von ihm das
Brot des Lebens, die himmlische Speise, und teilen sie andern mit.
Jesus nahm die wenigen Brote im vollen Vertrauen auf Gott.
Obgleich es nur so viel Speise war, daß sie gerade für seine Jünger
gereicht hätte, lud er diese doch nicht ein, zu essen, sondern verteilte
das Brot an sie und gebot ihnen, es dem Volk weiterzugeben. Die
Nahrung vermehrte sich in seinen Händen, und die Hände der Jünger,
die sich ihm, dem Brot des Lebens, entgegenstreckten, blieben nie
leer; der kleine Vorrat reichte für alle. Nach der Sättigung des Volkes
wurden die Brocken gesammelt, und Christus aß nun mit seinen
Jüngern von der so gnädig gewährten Speise.
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Die Jünger stellten gleichsam die Verbindung dar zwischen Chri-
stus und dem Volk. Diese Tatsache sollte seinen Nachfolgern heute
eine große Ermutigung sein. Christus ist der Mittelpunkt, die Quelle
aller Kraft; seine Boten müssen ihre Stärke von ihm empfangen. Die
Verständigsten, die am meisten geistlich Gesinnten können nur das
geben, was sie empfangen haben; aus sich selbst haben sie nichts,