Seite 379 - Das Leben Jesu (1973)

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Die Entscheidung in Galiläa
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sie doch weiterhin ungläubig geblieben. Konnte das Gesehene und
Gehörte sie nicht überzeugen, dann hatte es keinen Sinn, ihnen noch
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wunderbarere Dinge zu zeigen. Der Unglaube findet für den Zweifel
stets einen Grund und diskutiert den sichersten Beweis hinweg.
Wiederum rief Christus jenen starrsinnigen Herzen zu: „Wer
zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“
Johannes 6,37
.
Alle, die ihn im Glauben annähmen, so versicherte er, werden das
ewige Leben erlangen. Nicht ein einziger könnte verlorengehen.
Weder die Pharisäer noch die Sadduzäer brauchten sich weiterhin
über das künftige Leben zu streiten. Und niemand brauchte länger
in hoffnungslosem Leid um seine Toten zu trauern. „Denn das ist
der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn,
habe das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten
Tage.“
Johannes 6,40
.
Die Volksführer waren jedoch beleidigt und sprachen: „Ist die-
ser nicht Jesus, Josephs Sohn, des Vater und Mutter wir kennen?
Wie spricht er denn: Ich bin vom Himmel gekommen?“
Johannes
6,42
. Sie wollten dadurch Vorurteile erwecken, indem sie verächt-
lich auf Jesu niedrige Herkunft anspielten. Voller Geringschätzung
erinnerten sie an sein Leben als Arbeiter in Galiläa sowie an sei-
ne Familie, die arm und von geringem Stande war. Die Ansprüche
dieses ungelehrten Zimmermannes wären, so behaupteten sie, kei-
ner Aufmerksamkeit wert. Das Wunderbare seiner geheimnisvollen
Geburt nahmen sie zum Anlaß, von einer zweifelhaften Herkunft
zu sprechen und die irdischen Umstände seiner Geburt als Makel
hinzustellen.
Jesus versuchte nicht, das Geheimnis seiner Geburt aufzuhellen.
Er beantwortete weder die Fragen bezüglich seiner himmlischen
Herkunft noch die, wie er auf dem See hatte wandeln können. Über-
haupt lenkte er die Aufmerksamkeit nicht auf die Wunder, die sein
Leben auszeichneten. Freiwillig hatte er auf hohes Ansehen verzich-
tet und statt dessen Knechtsgestalt angenommen. Seine Worte und
Taten aber bezeugten wer er wirklich war. Alle, deren Herzen der
göttlichen Erleuchtung geöffnet waren, erkannten in ihm den einge-
borenen Sohn „vom Vater, voller Gnade und Wahrheit“.
Johannes
1,14
.
Das Vorurteil der Pharisäer lag tiefer, als aus ihren Fragen her-
vorging, es wurzelte in der Verderbtheit ihrer Herzen. Jedes Wort