Seite 436 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
das Opfer auch sein mag. Was Gott entehrt, kann dem Menschen
nicht zum Segen sein. Kein Mensch, der die ewigen Grundsätze
des Rechts verletzt, kann Anteil an den Segnungen des Himmels
haben. Schon eine einzige Lieblingssünde vermag den Charakter
zu verderben und andere Menschen in die Irre zu leiten. Wenn man
die Hand oder den Fuß abhacken oder das Auge ausreißen sollte,
um den Leib vom Tode zu erretten, wieviel mehr sollte man da eine
Sünde ablegen, deren Folge der Tod ist.
Beim alttestamentlichen Gottesdienst wurde jedem Opfer Salz
hinzugefügt. Dieser Brauch wie auch das Darbringen von Weihrauch
bedeutete, daß nur die Gerechtigkeit Christi diesen Dienst für Gott
annehmbar machen konnte. Auf diesen Brauch bezog sich Christus
mit den Worten: „Jedes Opfer wird mit Salz gesalzen ... Habt Salz
bei euch und habt Frieden untereinander!“
Markus 9,49.50
. Alle, die
sich selbst darbringen als ein „Opfer, das da lebendig, heilig und Gott
wohlgefällig sei“ (
Römer 12,1
), müssen das rettende Salz — nämlich
die Gerechtigkeit unseres Heilandes — erhalten. Dann erst werden
sie zum „Salz der Erde“ und halten das Übel von den Menschen
fern, so wie auch das Salz vor dem Verderben schützt. Wenn aber
„das Salz kraftlos wird“ (
Matthäus 5,13
), wenn die Frömmigkeit
nur Lippendienst ist und die Liebe Christi fehlt, dann fehlt es an
Kraft zum Guten. Solch ein Leben übt auf die Welt keinen rettenden
Einfluß mehr aus. Eure Kraft und Tüchtigkeit bei der Errichtung
meines Reiches, so will Jesus sagen, hängen davon ab, daß ihr von
meinem Geist erfüllt werdet. Ihr müßt an meiner Gnade teilhaben,
um ein „Geruch des Lebens zum Leben“ zu sein.
2.Korinther 2,16
.
Dann wird es keine Rivalität, keine Selbstsucht und kein Streben
nach dem höchsten Rang mehr geben. Dann erfüllt euch die Liebe,
die nicht das ihre sucht, sondern das Wohl des andern.
Möchte doch der reuige Sünder aufschauen zu „Gottes Lamm,
welches der Welt Sünde trägt“!
Johannes 1,29
. Das Anschauen wird
ihn umwandeln. Seine Furcht wird sich in Freude, seine Zweifel
in Hoffnung verkehren, und Dankbarkeit wird in ihm aufblühen.
Johannes 16,20
. Sein steinernes Herz wird zerbrochen. Eine Flut
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der Liebe ergießt sich in seine Seele. Christus wird in ihm zum
Lebensquell, der „in das ewige Leben quillt“.
Johannes 4,14
. Unser
Ich schreit nicht länger nach Anerkennung, sobald wir sehen, wie
Jesus, der mit Sorgen und Kummer beladene Mann, für die Rettung