Auf dem Laubhüttenfest
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ihr hinauf auf das Fest! Ich will noch nicht hinaufgehen auf dieses
Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. Da er aber das zu ihnen
gesagt, blieb er in Galiläa.“
Johannes 7,6-9
. Seine Brüder hatten im
Befehlston zu ihm gesprochen und ihm vorgeschrieben, welchen
Weg er einschlagen sollte. Er jedoch ließ ihren Vorwurf auf sie
zurückfallen, wobei er sie nicht seinen selbstverleugnenden Jüngern,
sondern der Welt zuordnete. „Die Welt kann euch nicht hassen“,
sagte er. „Mich aber hasset sie, denn ich bezeuge ihr, daß ihre Werke
böse sind.“ Die Welt haßt jene nicht, die ihr geistesverwandt sind,
sondern liebt sie als ihr Eigentum.
Die Welt war für Christus kein Ort der Bequemlichkeit und
Selbsterhöhung; er wartete auch auf keine Gelegenheit, um von
ihr Macht und Ehre zu erhaschen — sie konnte ihn nicht in die-
ser Weise belohnen. Die Erde war der Platz, an den Gott der Vater
ihn gestellt hatte. Hier war sein Arbeitsfeld. Er war dahingegeben
worden, damit die Welt das Leben haben möge und er für die gefal-
lenen Menschen den großen Erlösungsplan zur Ausführung bringe.
Aber den Gang der Geschehnisse, die auf ihn zueilten, noch mehr
beschleunigen, das durfte er nicht. Jedes Ereignis seines Wirkens
hatte seine vorgesehene Zeit, die er geduldig abwarten mußte. Er
wußte wohl, daß er den Haß der ganzen Welt tragen und daß sein
aufopferndes Ringen schmachvollen Tod ernten würde, aber es war
nicht des Vaters Wille, sich vor der Zeit seinen Feinden auszuliefern.
Von Jerusalem aus hatten sich Jesu Wundertaten überall im Lan-
de herumgesprochen und waren bis zu den verstreut lebenden Juden
gedrungen. Obgleich er schon seit Monaten nicht mehr an den Fe-
sten teilgenommen hatte, fand sich sein Name in aller Munde. Ein
großer Teil der Festbesucher aus allen Teilen der damaligen Welt
war in der festen Hoffnung in Jerusalem erschienen, Jesus hier zu
sehen. Schon zu Beginn des Festes fragten sie nach ihm. Auch die
Pharisäer und Obersten warteten auf sein Erscheinen und hofften auf
eine Gelegenheit, ihn endlich verurteilen zu können. Eifrig forschten
sie überall: „Wo ist der?“
Johannes 7,11
. Aber niemand wußte es.
Viele Juden beschäftigten sich in Gedanken unaufhörlich mit Jesus.
Nur die Furcht vor den Priestern und Obersten hinderte sie, ihn als
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den Messias auszurufen und sich zu ihm zu bekennen. Heimlich
unterhielt man sich über ihn, und während viele ihn als den von Gott
Gesandten verteidigten, brandmarkten andere ihn als Betrüger.