Seite 465 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Licht des Lebens
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auf den Lippen anderer Menschen wie eine Lästerung gewirkt hätten:
„Ich tue allezeit, was ihm [Gott] gefällt.“
Johannes 8,29
.
Trotz der Tatsache, daß sie keine Sünde an Christus finden konn-
ten, wollten ihn die Juden nicht annehmen und bestätigten dadurch,
daß sie selbst keinerlei Verbindung mit Gott hatten. Sie erkannten
nicht Gottes Stimme in der Botschaft seines Sohnes. Sie maßten sich
an, Christus verurteilen zu können. Doch indem sie ihn verwarfen,
verurteilten sie sich selbst. „Wer von Gott ist, der hört Gottes Worte;
darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.“
Johannes 8,47
.
Diese Lehre gilt für alle Zeiten. Manch einer, der seine Freude
an Wortklauberei und Kritik hat oder etwas in Gottes Wort in Frage
stellen möchte, meint, dadurch die Unabhängigkeit seines Denkens
und seine Geistesschärfe unter Beweis zu stellen. Er wirft sich zum
Richter über die Bibel auf und verurteilt sich dabei nur selber. Zu-
gleich verrät er dadurch, daß er die Wahrheit, die ihren Ursprung
im Himmel hat und die Ewigkeit umfaßt, nicht zu würdigen weiß.
Angesichts der alles überragenden Gerechtigkeit Gottes empfindet er
keine Ehrfurcht, sondern er beschäftigt sich mit Nebensächlichkeiten
und offenbart damit eine kleinliche, irdische Gesinnung, ein Herz,
das sehr bald die Fähigkeit verliert, Gott wahrzunehmen. Wer aber
sein Herz beim Anklopfen Gottes auftut, der trachtet danach, seine
Gotteserkenntnis zu vermehren und das eigene Wesen zu verfeinern
und zu bessern. Wie sich eine Blume der Sonne zuwendet, damit
deren helle Strahlen sie treffen und in Schönheit aufleuchten lassen,
so wendet sich die Seele der „Sonne der Gerechtigkeit“ zu, damit das
Licht des Himmels die menschliche Natur veredele mit der Anmut
des Charakters Jesu Christi.
Jesus fuhr fort und hob dabei den krassen Gegensatz hervor, der
zwischen dem Verhalten der Juden und dem Verhalten Abrahams
bestand: „Abraham, euer Vater, ward froh, daß er meinen Tag sehen
sollte, und er sah ihn und freute sich.“
Johannes 8,56
.
Abraham hatte sehnlichst danach verlangt, den verheißenen Hei-
land zu schauen. Mit allem Ernst hatte er darum gebetet, noch vor
seinem Tode den Messias sehen zu dürfen. Und er sah Christus.
Ihm wurde eine übernatürliche Erkenntnis zuteil, und er begriff das
göttliche Wesen Jesu. Er sah das Leben Christi vor sich und freute
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sich; denn er erhielt einen Einblick in das göttliche Sühnopfer für die
Sünde. In seiner eigenen Erfahrung gab es eine Erläuterung für die-