Seite 466 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
ses Opfer. Ihm war befohlen worden: „Nimm Isaak, deinen einzigen
Sohn, den du liebhast ... und opfere ihn ... zum Brandopfer.“
1.Mose
22,2
. Auf den Opferaltar legte er den verheißenen Sohn, ihn, auf
den sich alle seine Hoffnungen gründeten. Als er dann neben dem
Altar mit erhobenem Messer stand, um Gott zu gehorchen, hörte
er eine Stimme vom Himmel zu ihm sprechen: „Lege deine Hand
nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, daß
du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont
um meinetwillen.“
1.Mose 22,12
. Diese schreckliche Heimsuchung
wurde Abraham auferlegt, damit er den Tag Christi schauen und die
große Liebe Gottes zur Welt verstehen könnte, eine Liebe, die so
groß war, daß Gott seinen eingeborenen Sohn in einen außerordent-
lich schmachvollen Tod dahingab, um die Welt vor dem Verderben
zu retten.
Abraham lernte von Gott die wichtigste Lektion, die jemals
einem Sterblichen zuteil wurde. Sein Gebet, Christus noch bei Leb-
zeiten schauen zu dürfen, fand Erhörung. Er sah Christus und all das,
was ein Sterblicher sehen kann, ohne deswegen sterben zu müssen.
Weil er sich völlig Gott ausgeliefert hatte, konnte er verstehen, was
ihm von Christus offenbart wurde. Ihm wurde gezeigt, daß Gott
durch die Dahingabe seines eingeborenen Sohnes zur Errettung der
Sünder vom ewigen Tode ein größeres und bewundernswerteres
Opfer brachte, als es je ein Mensch erbringen könnte.
Abrahams Erfahrung beantwortete die Frage: „Womit soll ich
mich dem Herrn nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll
ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?
Wird wohl der Herr Gefallen haben an viel tausend Widdern, an un-
zähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine
Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?“
Micha
6,6.7
. In Abrahams Worten: „Mein Sohn, Gott wird sich ersehen ein
Schaf zum Brandopfer“ (
1.Mose 22,8
) und in der Tatsache, daß Gott
ein Opfer an Isaaks Statt beschaffte, wurde es deutlich, daß niemand
für sich selbst Sühne leisten kann. Das heidnische Opfersystem war
für Gott gänzlich unannehmbar. Kein Vater sollte seinen Sohn oder
seine Tochter als Sühnopfer darbringen. Nur der Sohn Gottes kann
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die Sünden der Welt tragen.
Auf Grund seines eigenen Leides war Abraham in der Lage,
das Opfer Christi zu begreifen. Israel aber wollte nicht verstehen,