Seite 485 - Das Leben Jesu (1973)

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Die letzte Reise von Galiläa
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auch diese erwählte Schar sich auf den Weg machen und als Diener
des Evangeliums ihren Auftrag ausführen.
Die Belehrungen, die Jesus den Siebzig gab, glichen denen, die
die Zwölf erhalten hatten, ausgenommen das Verbot, die Städte
der Heiden oder der Samariter zu betreten. Obgleich Christus von
den Samaritern gerade erst zurückgewiesen worden war, blieb sei-
ne Liebe zu ihnen unverändert. Als die Siebzig in seinem Namen
hinausgingen, besuchten sie zuerst die Städte von Samarien.
Jesu eigener Besuch in Samarien und später seine anerkennenden
Worte über den barmherzigen Samariter sowie die dankbare Freude
jenes Aussätzigen, eines Samariters, der allein von den zehn Geheil-
ten umkehrte, um seinem Wohltäter zu danken, waren für die Jünger
außerordentlich bedeutungsvoll. Sie hatten sich diese Lehre sehr zu
Herzen genommen. In seinem Auftrag an die Jünger kurz vor seiner
Himmelfahrt nannte der Heiland neben Jerusalem und Judäa auch
Samarien als die Gebiete, wo sie zuerst das Evangelium verkündigen
sollten. Seine Belehrung hatte sie befähigt, Gottes Werk zu treiben.
Als sie dann in ihres Meisters Namen nach Samarien kamen, fanden
sie das Volk auf ihr Kommen vorbereitet. Die Samariter hatten von
Christi lobenden Worten und seinem barmherzigen Wirken an ihren
Stammesgenossen gehört; sie mußten erkennen, daß Jesus sie trotz
ihres unhöflichen Betragens liebte, und ihre Herzen beugten sich
ihm. Nach seiner Himmelfahrt nahmen sie die Boten des Evangeli-
ums herzlich auf, und die Jünger brachten eine kostbare Ernte ein
unter denen, die einst ihre heftigsten Gegner gewesen waren. „Das
geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht
wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus.“
Jesaja
42,3
. „Die Heiden werden auf seinen Namen hoffen.“
Matthäus
12,21
.
Wie einst bei der Aussendung der Zwölf, gebot der Herr auch
den Siebzig, sich dort nicht aufzudrängen, wo sie nicht willkommen
waren. „Wenn ihr aber in eine Stadt kommt, in der sie euch nicht
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aufnehmen, so geht heraus auf ihre Gassen und sprecht: Auch den
Staub, der sich an unsre Füße gehängt hat von eurer Stadt, schütteln
wir ab auf euch; doch sollt ihr wissen, daß euch das Reich Gottes
nahe gewesen ist.“
Lukas 10,10.11
. Nicht aus Groll oder beleidig-
ter Würde sollten sie so reden, sie sollten nur zu erkennen geben,
wie schmerzlich es ist, das Evangelium oder seine Boten abzuwei-