Seite 502 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Wie in den Tagen der Apostel kann auch heute der Mensch die
Herrlichkeit Christi ohne Erleuchtung durch den Heiligen Geist nicht
begreifen. Die Wahrheit und das Wirken Gottes werden von einer
Christenheit, die sich der Welt zugewandt und sich mit ihr auf einen
Kompromiß eingelassen hat, nicht geschätzt. Die Nachfolger des
Herrn finden wir darum auch nicht dort, wo man sich das Leben
leichtmacht, nach irdischer Ehre strebt oder sich der Welt anpaßt.
Sie wandern vielmehr einen Pfad der Mühsal und Erniedrigung und
erdulden mannigfachen Tadel. An vorderster Front kämpfen sie „mit
Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die
in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem
Himmeln“.
Epheser 6,12
. Wie in den Tagen Christi werden sie auch
heute von den Priestern und Pharisäern ihrer Tage mißverstanden,
getadelt und unterdrückt.
Das Reich Gottes kommt nicht mit „äußerlichen Gebärden“.
Lukas 17,20.21 (Jubiläumsbibel)
. Die Frohbotschaft von der Gnade
Gottes mit ihrem Geist der Selbstverleugnung kann niemals mit dem
Geist dieser Welt übereinstimmen. Beider Grundgedanke steht in
Widerspruch zueinander. „Der natürliche Mensch aber vernimmt
nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht
erkennen; denn es muß geistlich verstanden sein.“
1.Korinther 2,14
.
Heutzutage gibt es auf religiösem Gebiet viele, die da meinen, für
die Errichtung des Reiches Christi als einer irdischen und zeitlichen
Herrschaft zu wirken. Sie möchten unsern Herrn zum Herrscher der
Reiche dieser Welt machen, zum Herrn in ihren Gerichten, in der
Gesetzgebung, in den Palästen und an den Handelsplätzen. Sie möch-
ten, daß er durch Gesetzesakte, die sich auf menschliche Autorität
stützen, herrschen möge. Da nun aber Christus nicht in menschlicher
Gestalt hier auf Erden weilt, wollen sie die Herrschaft an seiner Statt
ausüben und die Gesetze seines Reiches durchführen. Die Errichtung
eines solchen Reiches wünschten sich auch die Juden in den Tagen
Jesu. Sie hätten Jesus angenommen, wäre er nur bereit gewesen,
ein irdisches Reich aufzurichten, um das durchzuführen, was sie für
das Gesetz Gottes hielten, und hätte er sie zu Vollstreckern seines
Willens und zu Gehilfen seiner Herrschaft gemacht. Er aber sagte:
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„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Johannes 18,36
. Er war nicht
bereit, eine irdische Herrschaft zu übernehmen.