Seite 508 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Jesus war Eltern und Kindern gleichermaßen ein Vorbild. Er
sprach achtunggebietend und „gewaltig“, aber er war in seinem Um-
gang mit groben und hitzigen Menschen nie unhöflich oder verlet-
zend. Die Gnade Christi in unserem Herzen wird uns eine himm-
lische Würde und den rechten Sinn für Schicklichkeit verleihen.
Sie wird das harte Herz erweichen, das Grobe und Unfreundliche
ausschalten und die Eltern bestimmen, ihre Kinder als verständi-
ge Geschöpfe, zu behandeln, so wie sie selbst behandelt werden
möchten.
Ihr Eltern, beachtet in der Erziehung eurer Kinder die Lehren, die
Gott in der Natur gegeben hat! Was würdet ihr tun, um eine Nelke,
Rose oder Lilie richtig zu pflegen? Fragt einen Gärtner, welches
Verfahren er anwendet, damit sich jedes Blatt und jeder Zweig zur
vollen Schönheit und Lieblichkeit entfalten kann! Durch ihn wer-
det ihr lernen, wie unrichtig eine oberflächliche oder gewalttätige
Behandlung ist; denn sie würde die zarten Stengel brechen. Mit
liebevoller Sorgfalt aber tut er alles, was der Pflanze zum Gedeihen
verhilft: er befeuchtet den Boden, schützt die jungen Triebe vor kal-
tem Wind und sengenden Sonnenstrahlen, und der große Schöpfer
im Himmel belohnt die Sorgfalt des Gärtners und schenkt Gedeihen.
So verhält es sich auch im Leben mit der Erziehung und Pflege der
uns anvertrauten Kinder. Faßt sie voller Zartgefühl an und zeigt
ihnen eure Liebe, damit auf diese Weise ihr Charakter nach dem
Wesen Christi geformt werde.
Fühlt euch ermutigt, die Liebe zu Gott und zueinander deutlich
zu zeigen. Daß es so viele hartherzige Männer und Frauen gibt,
hat zumeist seinen Grund darin, daß wahre, uneingeschränkte Zu-
neigung als Schwäche bezeichnet und verhindert und unterdrückt
wird. Die guten Anlagen solcher Menschen wurden oft in frühester
Jugend erstickt, und wenn die Kraft der göttlichen Liebe die kalte
Selbstsucht nicht dahinschmelzen läßt, wird ihr Glück für immer
zerstört sein. Wenn wir wünschen, daß unsere Kinder die zärtliche
Liebe Jesu besitzen sollen und die Zuneigung, die die Engel uns
gegenüber bekunden, dann müssen wir ihre guten Anlagen pflegen
und zur Entfaltung bringen.
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Lehrt die Kinder, Christus in der Natur zu erkennen! Führt sie
hinaus unter den freien Himmel, unter die prächtigen Bäume und
in die grünen Gärten, und zeigt ihnen in allen Schöpfungswerken