Seite 613 - Das Leben Jesu (1973)

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„Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer ...“
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hatte. Unter Einsatz ihres Lebens gehorchten sie seinem Willen.
Von Geschlecht zu Geschlecht hat sich das schreckliche Strafmaß
über die Verleugner des Lichtes und der Wahrheit angehäuft. Dies
wurde von den Feinden Christi nun auf sie selbst herabbeschworen.
Die Sünde der Priester und Obersten war größer als die irgendeines
anderen Geschlechtes; denn durch die Verwerfung Jesu hafteten sie
für das Blut aller erschlagenen Gerechten von Abel bis zu Christus.
Sie standen im Begriff, den Kelch ihrer Missetaten zum Überlaufen
zu bringen. Bald würde dieser in vergeltender Gerechtigkeit über
ihrem Haupt ausgegossen werden. Jesus warnte sie davor:
„Auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen
ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut
des Zacharias, des Sohnes Barachjas, welchen ihr getötet habt zwi-
schen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch, daß solches alles
wird über dies Geschlecht kommen.“
Matthäus 23,35.36
.
Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die dem Herrn zuhörten,
wußten, daß er die Wahrheit sprach. Sie wußten, wie der Prophet
Zacharias getötet worden war. Während er die Warnungsbotschaft
Gottes verkündigte, ergriff den abtrünnigen König satanische Wut,
und auf seinen Befehl hin wurde der Prophet getötet. Sein Blut hatte
auf den Steinen des Tempelhofes unaustilgbare Spuren hinterlassen
und zeugte gegen das abgefallene Israel. Solange der Tempel stände,
würden die Spuren des Blutes dieses Gerechten zu Gott um Rache
schreien. Als Jesus auf die schrecklichen Folgen dieser Sünden
hinwies, wurde die Menge von Schauder ergriffen.
Der Heiland aber weissagte ferner, daß die Unbußfertigkeit der
Juden und ihre Unduldsamkeit gegen die Diener Gottes unverändert
fortbestehen würden. Er sagte: „Darum siehe, ich sende zu euch
Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und deren werdet ihr et-
liche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr geißeln in euren
Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zu der andern.“
Matthäus 23,34
. Propheten und weise Männer, voll Glaubens und
voll Heiligen Geistes — Stephanus, Jakobus und viele andere —,
würden verurteilt und getötet werden. Mit zum Himmel emporge-
streckter Hand sprach Christus, von göttlichem Licht umhüllt, als
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Richter zu jenen, die vor ihm standen. Die Stimme, die so oft gütig
und bittend geklungen hatte, sprach jetzt tadelnd und verurteilend,
so daß die Zuhörer angstvoll erbebten. Niemals würden sie den Ein-