Seite 646 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
sündigen, unreinen Herzen mit der Heiligkeit Jesu in Berührung!
Wie schmerzlich treffen ihn unsere Heftigkeit, unsere Eitelkeit und
unser Stolz! Und doch müssen wir alle Mängel und Gebrechen zu
ihm bringen; er allein kann uns davon reinwaschen. Wir sind nicht
auf die Gemeinschaft mit ihm vorbereitet, wenn wir nicht durch
seine Kraft gereingt sind.
Jesus sagte den Jüngern: „Ihr seid rein, aber nicht alle.“
Johannes
13,9.10
. Auch dem Judas waren die Füße gewaschen worden, aber
sein Herz hatte sich Jesus nicht geöffnet; es war nicht gereinigt.
Judas hatte sein Herz Christus nicht ausgeliefert.
Nachdem Christus den Jüngern die Füße gewaschen, seine Klei-
der genommen und sich wieder niedergelassen hatte, sprach er: „Wis-
set ihr, was ich euch getan habe? Ihr heißet mich Meister und Herr
und saget recht daran, denn ich bin‘s auch. Wenn nun ich, euer
Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch
euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch
gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan habe. Wahrlich, wahrlich,
ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr, noch der
Apostel größer als der, der ihn gesandt hat.“
Johannes 13,12-16
.
Obwohl Christus seinen Jüngern die Füße gewaschen hatte, tat
dies seiner Würde keinen Abbruch; dies wollte er den Jüngern durch
sein Beispiel klarmachen. „Ihr heißet mich Meister und Herr und
saget recht daran, denn ich bin‘s auch.“
Johannes 13,12-16
. Gerade
weil er so unendlich erhaben war, verlieh er dem Dienen Würde und
Bedeutung. Niemand war so überragend groß wie Christus, und doch
beugte er sich zum demütigendsten Dienst. Damit sein Volk nicht
durch die Selbstsucht verführt würde, die im unbekehrten menschli-
chen Herzen wohnt und durch Eigenliebe noch gestärkt wird, gab
Christus selbst ein Beispiel der Demut. Er wollte diese wichtige An-
gelegenheit nicht der menschlichen Verantwortung überlassen. Für
ihn war dies von so großer Tragweite, daß er, der allein mit Gott eins
ist, selbst als Diener an seinen Jüngern handelte. Während sie, die
ihn ihren Herrn nannten, sich um den höchsten Rang stritten, bückte
er, vor dem sich alle Knie beugen sollen und dem zu dienen die
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heiligen Engel sich zur Ehre anrechnen, sich vor ihnen nieder und
wusch ihnen die Füße. Ja, er wusch sogar die Füße seines Verräters.
Christus gab in seinem Leben ein vollkommenes Beispiel selbst-
losen Dienens, das seinen Ursprung in Gott hat. Gott lebt nicht für