Seite 647 - Das Leben Jesu (1973)

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Aller Diener
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sich selbst. In der Erschaffung der Welt und in der Erhaltung al-
ler Dinge dient er beständig den Menschen. „Er läßt seine Sonne
aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über
Gerechte und Ungerechte.“
Matthäus 5,45
. Dieses Vorbild des Die-
nens übertrug der Vater auf den Sohn. Jesus stand an der Spitze der
Menschheit, die er durch sein Beispiel lehren sollte, was es heißt,
zu dienen. Sein ganzes Leben stand unter dem Gesetz des Dienstes;
er diente allen, und er half allen. So lebte er in vollkommener Über-
einstimmung mit dem Willen Gottes und zeigte durch sein Beispiel,
wie wir das Gesetz Gottes erfüllen können.
Der Heiland hatte wieder und wieder versucht, seinen Jüngern
diesen Grundsatz einzuprägen. Als Jakobus und Johannes um den
Vorrang baten, hatte er gesagt: „Wer groß sein will unter euch, der sei
euer Diener.“
Matthäus 20,26
. In meinem Reich ist kein Raum für
irgendeine Bevorzugung und Vorherrschaft. Die einzige Größe ist
die der Demut, und die einzige Auszeichnung besteht in der Hingabe
an den Dienst für andere.
Jesus sagte, nachdem er den Jüngern die Füße gewaschen hatte:
„Ein Beispiel habe ich euch gegeben, daß ihr tut, wie ich euch getan
habe.“
Johannes 13,12-16
. Mit diesen Worten hatte Jesus nicht nur
das Gewähren der Gastfreundschaft zur Pflicht gemacht; es war mehr
damit gemeint als nur das Waschen der Füße, um sie vom Reisestaub
zu säubern. Christus setzte hiermit eine religiöse Ordnung ein. Durch
die Tat unseres Herrn wurde diese demütigende Zeremonie zu einem
geheiligten Dienst, den die Jünger weiterführen sollten, damit sie
Jesu Lehren der Demut und der Hingabe nicht vergäßen, sondern
stets im Gedächtnis behielten.
Diese Fußwaschung ist die von Christus bestimmte Vorbereitung
zum heiligen Abendmahl. Solange Stolz, Uneinigkeit und Macht-
streben genährt werden, kann das Herz nicht zur Einmütigkeit mit
Christus gelangen, und wir sind nicht bereit, die Gemeinschaft seines
Leibes und seines Blutes zu empfangen. Deshalb bestimmte Jesus,
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zuerst das Gedächtniszeichen seiner Demütigung zu beachten.
Wenn Gottes Kinder zu dieser Feier zusammenkommen, sollten
sie sich der Worte Jesu bewußt sein: „Wisset ihr, was ich euch getan
habe? Ihr heißet mich Meister und Herr und saget recht daran, denn
ich bin‘s auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße
gewaschen habe, so sollt ihr auch euch untereinander die Füße wa-