Seite 673 - Das Leben Jesu (1973)

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„Euer Herz erschrecke nicht“
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Sinnbild alles dessen, was stark, herrlich und fruchtbar war. Israel
selbst war als ein Weinstock dargestellt worden, den Gott in dem ver-
heißenen Lande gepflanzt hatte. Die Juden gründeten die Hoffnung
ihres Heils auf die Tatsache, daß sie mit Israel verbunden waren; aber
Jesus sagte: „Ich bin der rechte Weinstock.“ Glaubt nicht, daß ihr
durch die Verbindung mit Israel Teilhaber des göttlichen Lebens und
Erben seiner Verheißung werdet; durch mich allein wird geistliches
Leben empfangen.
„Ich bin der rechte Weinstock, und mein Vater der Weingärt-
ner.“ Auf Palästinas Hügeln hatte der himmlische Vater diesen guten
Weinstock gepflanzt, und er selbst war der Weingärtner. Viele wurden
durch die Schönheit dieses Weinstockes angezogen und bekannten,
er sei himmlischen Ursprungs. Nur den Führern Israels erschien
er wie eine Wurzel auf dürrem Erdreich. Sie nahmen die Pflanze,
beschädigten sie und zertraten sie unter ihren unheiligen Füßen in
der Hoffnung, sie für immer zu vernichten; doch der himmlische
Weingärtner ließ das edle Reis nicht aus dem Auge. Nachdem die
Menschen glaubten, es vernichtet zu haben, nahm er es und ver-
pflanzte es auf die andere Seite der Mauer. So war der Weinstock
nunmehr nicht länger sichtbar, und er blieb den zerstörenden An-
griffen der Menschen entzogen. Aber seine Reben hingen über die
Mauer und wiesen wiederum auf den Weinstock; durch sie konnten
immer noch Wildlinge mit dem guten Weinstock verbunden werden.
Auch sie haben Früchte gezeitigt und sind zur Ernte geworden, die
die Vorübergehenden eingebracht haben.
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Das sagte der Herr
zu seinen Jüngern. Obgleich er im Begriff stand, sie zu verlassen,
war ihre geistliche Verbindung mit ihm unverändert. Die Verbin-
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dung der Rebe mit dem Weinstock, so sagte er, veranschaulicht das
Verhältnis, in dem ihr zu mir bleiben sollt. Der junge Trieb wird dem
Weinstock eingepfropft und wächst Faser auf Faser, Ader auf Ader in
den Stamm ein, so daß das Leben des Weinstocks sich mit dem der
Rebe vereinigt. So empfängt auch die in Schuld und in Sünden abge-
storbene Seele neues Leben durch die Verbindung mit Christus, die
durch den Glauben an ihn als einen persönlichen Heiland hergestellt
wird. Der Sünder vereinigt seine Schwachheit mit der Stärke Christi,
seine Leere mit der Fülle Jesu und seine Gebrechlichkeit mit Christi
ausdauernder Kraft. Er wird eines Sinnes mit ihm; die menschliche