Seite 675 - Das Leben Jesu (1973)

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„Euer Herz erschrecke nicht“
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sich weder Wachstum noch Fruchtbarkeit zeigen. So gibt es auch
eine scheinbare Verbindung mit Christus, ohne durch den Glauben
wirklich mit ihm eins zu sein. Ein Glaubensbekenntnis macht den
Menschen wohl zum Mitglied einer christlichen Gemeinschaft; aber
erst Charakter und Lebensführung beweisen, ob er mit Christus ver-
bunden ist. Trägt solch Bekenner keine Frucht, dann wird er wie
eine schlechte Rebe verwelken und vergehen. „Wer nicht in mir
bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man
sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und müssen brennen.“
Johannes
15,6
.
„Eine jegliche Rebe an mir ... die da Frucht bringt, wird er rei-
nigen, daß sie mehr Frucht bringe.“ Von der Jüngerschar, die Jesus
erwählt hatte, stand einem unmittelbar bevor, wie eine verdorrte
Rebe fortgeworfen zu werden, die andern aber würden unter das
Winzermesser scharfer Prüfungen kommen. In ernster Besorgnis
erklärte Jesus die Absicht des Weingärtners. Das Beschneiden ver-
ursacht Schmerzen, aber es ist der Vater, der das Messer führt. Er
arbeitet nicht mit lässiger Hand oder mit gleichgültigem Herzen. Ei-
nige Reben wachsen am Boden; sie müssen daher von den irdischen
Stützen getrennt werden, an denen ihre Ranken haften. Sie sollen
sich aufwärts entwickeln und an Gott Halt finden. Das überreichliche
Laub, das der Frucht die Lebenskraft entzieht, muß beschnitten wer-
den; es muß entfernt werden, damit gleichzeitig die milden Strahlen
der Sonne der Gerechtigkeit eindringen können. Der Weingärtner
schneidet den zu üppigen Wuchs ab, damit die Früchte schöner und
reichlicher gedeihen können.
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„Darin wird mein Vater verherrlicht, daß ihr viel Frucht bringet.“
Johannes 15,8
. Gott will die Heiligkeit, die Güte und das Erbarmen
seines Wesens durch uns offenbaren. Dennoch gebietet Jesus den
Jüngern nicht, danach zu trachten, Frucht zu bringen; er sagt ihnen
nur, in ihm zu bleiben. „Wenn ihr in mir bleibet“, sprach er, „und
meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es
wird euch widerfahren.“
Johannes 15,7
. Christus bleibt in den Gläu-
bigen durch sein Wort. Das ist die gleiche lebendige Verbindung,
wie sie durch das Abendmahl versinnbildet wird. Christi Worte sind
Geist und Leben. Wer sie aufnimmt, empfängt das Leben des Wein-
stocks. Wir leben „von einem jeglichen Wort, das durch den Mund
Gottes geht“.
Matthäus 4,4
. Das Leben Christi in uns erzeugt die