Seite 771 - Das Leben Jesu (1973)

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In Josephs Grab
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zerbrechen und sollen‘s ganz nach der Ordnung des Passah halten.“
4.Mose 9,12
.
Die Priester und Obersten waren überrascht, daß Jesus schon ge-
storben war. Der Kreuzestod bedeutete ein sehr langsames Sterben,
und es war schwer festzustellen, wann das Herz des Gekreuzig-
ten aufgehört hatte zu schlagen. Es war außergewöhnlich, wenn
jemand innerhalb sechs Stunden nach der Kreuzigung starb. Die
Priester aber wollten Gewißheit über den Tod Jesu haben, und auf
ihre Veranlassung stieß ein Kriegsknecht einen Speer in die Seite
des Heilandes. Aus der auf diese Weise entstandenen Wunde flossen
Wasser und Blut. Das wurde von allen festgestellt, die das Kreuz
umstanden, und Johannes vermittelt dieses Geschehen sehr genau:
„Der Kriegsknechte einer öffnete seine Seite mit einem Speer, und
alsbald ging Blut und Wasser heraus. Und der das gesehen hat, der
hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr, und er weiß, daß er die
Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet. Denn solches ist geschehen,
daß die Schrift erfüllt würde: ‚Ihr sollt ihm kein Bein brechen.‘ Und
abermals spricht die Schrift: ‚Sie werden sehen auf den, in welchen
sie gestochen haben.‘“
Johannes 19,34-37
.
Nach der Auferstehung verbreiteten die Priester und Obersten
das Gerücht, Christus sei nicht am Kreuz gestorben, sondern nur
ohnmächtig geworden, und man habe ihn später wiederbelebt. Auch
wurde behauptet, daß nicht ein wirklicher Leib aus Fleisch und
Knochen, sondern ein nachgeahmter Körper ins Grab gelegt worden
sei. Die Tat der römischen Kriegsknechte aber widerlegte diese
Lügen. Sie brachen seine Beine nicht, weil er bereits gestorben war.
Nur um die Priester zufriedenzustellen, stießen sie in seine Seite.
Wäre Jesu Leben nicht schon erloschen gewesen, so hätte diese
Wunde seinen Tod herbeigeführt.
Aber nicht der Stich mit dem Speer und auch nicht die Schmer-
zen am Kreuz riefen den Tod Jesu hervor. Sein lauter Schrei im
Augenblick des Sterbens (
Matthäus 27,50
;
Lukas 23,46
) sowie das
Heraustreten von Wasser und Blut aus seiner Seite beweisen, daß
er an gebrochenem Herzen starb. Seelenangst war die Ursache. Die
Sünde der Welt hat ihn getötet.
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Mit dem Tode Jesu schwanden die Hoffnungen der Jünger. Sie
schauten auf seine geschlossenen Augenlider und auf das geneigte
Haupt, auf sein mit Blut getränktes Haar, seine durchbohrten Hände