Seite 822 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
Jesu Auftrag an seine Jünger schloß alle Gläubigen ein. Bis zum
Ende der Zeiten sind alle, die an Christus glauben, davon betroffen.
Es ist ein verhängnisvoller Irrtum anzunehmen, die Aufgabe der
Seelenrettung beziehe sich allein auf den ordinierten Geistlichen.
Vielmehr ist allen, denen die himmlische Erkenntnis zuteil geworden
ist, die Frohbotschaft anvertraut. Wer durch Christus neues Leben
empfangen hat, ist dazu ausersehen, an der Errettung seiner Mit-
menschen mitzuwirken. Zu diesem Zweck wurde die Gemeinde ge-
gründet, und alle, die gelobt haben, zur Gemeinschaft der Gläubigen
gehören zu wollen, sind damit als Mitarbeiter Christi verpflichtet.
„Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört,
der spreche: Komm!“
Offenbarung 22,17
. Jeder, der Ohren hat zu
hören, sollte die Einladung wiederholen. Ungeachtet seiner beruf-
lichen Pflichten sollte es sein erstes Anliegen sein, Menschen für
Christus zu gewinnen. Er mag nicht in der Lage sein, vor großen
Versammlungen zu sprechen, doch kann er gut für einzelne See-
len arbeiten. Ihnen kann er die Belehrung weitergeben, die er von
Gott erhalten hat. Der Dienst für den Herrn besteht nicht nur im
Predigen. Es dienen auch solche, die die Kranken und Leidenden
trösten, die den in Not Geratenen helfen und die den Verzagten und
Schwachen im Glauben Trost und Stärkung zusprechen. Überall gibt
es Seelen, die durch das Bewußtsein ihrer Schuld niedergedrückt
sind. Nicht Bedrängnis, schwere Arbeit oder Armut entwürdigen die
Menschheit, sondern Schuld und sündiges Tun. Das hat Unruhe und
Unzufriedenheit zur Folge. Christus erwartet von seinen Dienern,
daß sie sündenkranken Seelen helfen.
Die Jünger sollten ihre Aufgabe dort beginnen, wo sie sich be-
fanden. Das schwierigste und am wenigsten versprechende Feld
durfte nicht übergangen werden. So soll jeder Mitarbeiter Christi
dort beginnen, wo er sich aufhält. In unserer eigenen Familie mögen
Seelen nach Mitgefühl verlangen, gar nach dem Brot des Lebens
hungern. Kinder mögen für Christus zu erziehen sein. Schon in unse-
rer nächsten Umgebung finden wir Ungläubige. Deshalb wollen wir
gewissenhaft die uns am nächsten liegende Aufgabe erfüllen. Dann
erst wollen wir unsere Bemühungen so weit ausdehnen, wie Gottes
Hand uns leiten wird. Das Wirken vieler Menschen mag durch be-
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stimmte Umstände räumlich begrenzt erscheinen; doch wo immer
es auch geschieht, erfolgt es im Glauben und mit ganzem Einsatz,