Seite 826 - Das Leben Jesu (1973)

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Das Leben Jesu
säumen wir es, uns in göttlicher Verbindung mit Christus zusammen-
zuschließen, kann der Strom lebenspendender Kraft nicht in reichem
Maße durch uns auf andere überfließen. Es gab Orte, in denen selbst
der Heiland nicht viele machtvolle Taten vollbringen konnte, da de-
ren Bewohner ungläubig waren. So trennt der Unglaube auch heute
die Gemeinde von ihrem göttlichen Helfer. Ihr Vertrauen auf ewige
Werte ist schwach. Durch einen solchen Glaubensmangel wird Gott
enttäuscht und seiner Herrlichkeit beraubt.
Wenn die Gemeinde das Werk Christi ausführt, besitzt sie die
Verheißung seiner Gegenwart. „Gehet hin und machet zu Jüngern
alle Völker“, sagte Jesus. „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis
an der Welt Ende.“
Matthäus 28,19.20
. Um seine Kraft zu erlangen,
ist es eine der ersten Bedingungen, daß wir sein Joch auf uns nehmen.
Tatsächlich hängt das Leben der Gemeinde davon ab, mit welcher
Hingabe sie den Auftrag des Herrn erfüllt. Wenn dieser Auftrag
vernachlässigt wird, so sind mit Sicherheit geistlicher Niedergang
und Verfall die Folge. Wo nicht tatkräftig für andere gearbeitet wird,
dort schwindet die Liebe, und der Glaube wird schwach.
Christus erwartet von seinen Dienern, daß sie die Gemeinde in
der Evangeliumsarbeit anleiten. Sie sollen die Glieder unterweisen,
wie sie die Verlorenen suchen und retten können. Aber sind sie auch
mit dieser Aufgabe beschäftigt? Leider nicht! Wie viele setzen alles
daran, den Lebensfunken in einer Gemeinde zu entfachen, die im
Sterben liegt! Wie viele Gemeinden werden wie kranke Lämmer
gehütet von denen, die eigentlich die verlorenen Schafe suchen
sollten! Und zur gleichen Zeit gehen Millionen und aber Millionen
ohne Christus zugrunde.
Gottes Liebe hat sich um der Menschen willen über alles Ver-
stehen hinaus offenbart, und die Engel sind verwundert, daß die
Empfänger dieser Liebesbeweise nur eine oberflächliche Dankbar-
keit erkennen lassen. Ebenso sind sie erstaunt, wie wenig die Liebe
Gottes von den Menschen gewürdigt wird. Der Himmel ist über die
Vernachlässigung von Menschenseelen empört. Wollen wir etwa
wissen, was Christus darüber empfindet? Wie würden wohl ein Vater
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und eine Mutter empfinden, wenn sie erführen, daß ihr in Kälte und
Schnee verlorengegangenes Kind von denen übersehen und dem
Untergang preisgegeben wurde, die es hätten retten können? Wären
sie nicht furchtbar traurig und zugleich äußert erregt? Würden sie