Seite 827 - Das Leben Jesu (1973)

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„Gehet hin und lehret alle Völker!“
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nicht diese Mörder mit einem Zorn anklagen, heiß wie ihre Trä-
nen und stark wie ihre Liebe? Wenn irgendein Mensch leidet, dann
leidet damit ein Kind Gottes, und wer seinen zugrunde gehenden
Mitmenschen keine helfende Hand bietet, der fordert Gottes und
des Lammes gerechten Zorn heraus. Allen denen, die angeblich
Gemeinschaft mit Christus haben und sich doch nicht um die Nöte
ihrer Mitmenschen kümmern, wird er am Tage des letzten großen
Gerichtes erklären: „Ich weiß nicht, wo ihr her seid; weichet alle
von mir, ihr Übeltäter!“
Lukas 13,27
.
In seinem Missionsauftrag zeigte Jesus seinen Jüngern nicht
nur das Ausmaß, sondern auch den Inhalt ihrer Aufgabe: „Lehret
sie halten alles, was ich euch befohlen habe.“
Matthäus 28,19.20
.
Die Jünger sollten das lehren, worin Jesus sie unterwiesen hatte.
Das umfaßte alles, was er nicht nur persönlich, sondern auch durch
die Propheten und Lehrer des alten Bundes verkündigt hatte. Der
Menschen Lehren sind davon ausgenommen. In diesem Auftrag fin-
den sich keine Überlieferungen, keine menschlichen Theorien und
Beschlüsse oder etwa Gemeindebestimmungen. Auch von kirchli-
chen Würdenträgern beschlossene Gesetze haben keinen Platz darin.
Christi Diener sollen nichts davon verkündigen. Das „Gesetz und
die Propheten“, dazu die Berichte über die Worte und Taten Jesu
sind der den Jüngern anvertraute Schatz, den sie der Welt weiter-
geben sollen. Christi Name ist ihre Losung und das Zeichen ihrer
Bestimmung; er ist das Band ihrer Einigkeit, die Autorität hinter
ihren Handlungen und die Quelle ihres Erfolges. Was nicht seinen
Namen trägt wird, in seinem Reich nicht anerkannt werden.
Das Evangelium soll nicht als leblose Lehre, sondern als eine
lebendige Kraft dargestellt werden, die das Leben verändert. Gott
wünscht, daß die Empfänger seiner Gnade zu Zeugen seiner Macht
werden. Alle, deren bisheriger Lebensweg dem Herrn ein Greuel
war, nimmt er bereitwillig auf. Wenn sie ihre Sünden bekennen, so
schenkt er ihnen seinen göttlichen Geist, setzt sie in die höchsten
Vertrauensstellungen ein und sendet sie in das Lager der Ungetreu-
en, damit sie seine grenzenlose Barmherzigkeit verkündigen. Nach
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Gottes Willen sollen seine Diener bezeugen, daß wir als Menschen
durch die göttliche Gnade einen christusähnlichen Charakter besit-
zen können und uns der Gewißheit seiner großen Liebe erfreuen
dürfen. Wir sind aufgerufen zu verkündigen, daß Gott erst dann zu-