Seite 109 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Abrahams Berufung
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die große Aufgabe als Hüter seiner heiligen Weisungen gebrauchen
konnte, mußte sich Abraham von den Bindungen seines früheren
Lebens lösen. Der Einfluß von Verwandten und Freunden würde
die erzieherischen Absichten, die der Herr mit seinem Diener hatte,
stören. Da nun Abraham in besonderer Weise mit Gott verbunden
war, sollte er unter Fremden wohnen und sich im Wesen von aller
Welt unterscheiden. Dabei konnte er sein Verhalten nicht einmal
den nächsten Freunden verständlich machen. Geistliche Dinge wer-
den eben nur geistlich wahrgenommen, und darum verstanden die
götzendienerischen Verwandten seine Beweggründe nicht.
„Durch den Glauben ward gehorsam Abraham, als er berufen
ward, auszugehen in ein Land, das er erben sollte, und er ging aus und
wußte nicht, wo er hinkäme.“
Hebräer 11,8
. Sein widerspruchsloser
Gehorsam gehört zu den auffallendsten Glaubenszeugnissen in der
ganzen Bibel. Für ihn war Glaube „eine gewisse Zuversicht des,
das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht“.
Hebräer 11,1
. Ohne die geringste äußere Sicherheit, daß sie sich
auch erfüllen würde, verließ er sich auf die göttliche Verheißung,
gab Heim, Verwandtschaft und Vaterland auf, zog aus und wußte
nicht, wohin Gott ihn führen würde. „Durch den Glauben ist er ein
Gast gewesen in dem verheißenen Lande wie in einem fremden
und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben
Verheißung.“
Hebräer 11,9
.
Es war keine leichte Prüfung, die Gott Abraham auferlegte, kein
geringes Opfer, das er von ihm forderte. Starke Bande fesselten ihn
an Heimat und Verwandte. Aber er zögerte nicht und folgte dem
Ruf. Er stellte auch keine Fragen über das Land der Verheißung, ob
der Boden fruchtbar und das Klima gesund sei, ob es landschaftlich
schön läge und Möglichkeiten böte, reich zu werden. Gott hatte
gesprochen, und sein Diener gehorchte. Für ihn war der liebste Ort
auf Erden der, wo Gott ihn haben wollte.
Wie Abraham werden auch heute viele auf die Probe gestellt.
Zwar hören sie nicht die Stimme Gottes, die unmittelbar vom Him-
mel herab zu ihnen spricht, aber er beruft sie durch die Unterweisun-
gen seines Wortes und durch Fügungen im Alltag. Es mag die Forde-
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rung an sie herantreten, eine Reichtum und Ansehen versprechende
Laufbahn aufzugeben, vorteilhafte, ja sogar innige Verbindungen zu
lösen und sich von Verwandten zu trennen, um etwas zu beginnen,