Seite 154 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
ihnen ein Mädchen bereit war, fern der Heimat mit ihm den reinen
Gottesdienst des lebendigen Gottes hochzuhalten.
Mit dieser wichtigen Angelegenheit betraute Abraham Elieser,
„seinen ältesten Knecht“ (
1.Mose 24,2
), einen frommen, erfahre-
nen und urteilsfähigen Mann, der ihm lange treu gedient hatte. Er
forderte von ihm einen feierlichen Eid vor dem Herrn, für Isaak
keine Frau von den Kanaanitern zu wählen, sondern ein Mädchen
aus der Familie Nahors in Mesopotamien. Er befahl ihm außerdem,
Isaak nicht mit dorthin zu nehmen. Falls sich keine fände, die be-
reit wäre, ihre Verwandtschaft zu verlassen, sollte er seines Eides
ledig sein. Der Patriarch ermutigte ihn zu seinem schwierigen, viel
Takt erfordernden Unternehmen und versicherte ihm, Gott werde
seine Sendung mit Erfolg krönen. „Der Herr, der Gott des Himmels,
der mich von meines Vaters Hause genommen hat und von meiner
Heimat ..., der wird seinen Engel vor dir her senden.“
1.Mose 24,7
.
Unverzüglich machte sich der Bote auf den Weg. Außer zehn
Kamelen für sich, seine Begleitung und den Brautzug, der mögli-
cherweise mit ihm zurückkehrte, nahm er auch Geschenke für die
voraussichtliche Frau und ihre Verwandten mit. Dann trat er die
lange Reise nach Damaskus und weiter bis zu den fruchtbaren Ebe-
nen an, die an den großen Fluß im Osten grenzten. Bei der Ankunft
in Haran, „der Stadt Nahors“ (
1.Mose 24,10
), machte er außerhalb
der Stadtmauer am Brunnen halt, zu dem die Frauen des Ortes am
Abend kamen, um Wasser zu holen. Die Zeit verging für ihn unter
sorgenvollen Gedanken. Aus seiner Wahl konnten ja nicht nur für die
Familie seines Herrn, sondern auch für künftige Geschlechter wich-
tige Folgen erwachsen. Wie sollte er nun unter ihm völlig Fremden
klug wählen? Er erinnerte sich aber der Worte Abrahams, daß Gott
seinen Engel mit ihm senden würde, und betete ernstlich um sichere
Führung. Weil er in der Familie seines Herrn an selbstverständliche
Freundlichkeit und Gastfreiheit gewöhnt war, betete er jetzt darum,
eine Gefälligkeit möge ihm das von Gott erwählte Mädchen zeigen.
Kaum hatte er sein Gebet beendet, erhielt er schon die Antwort.
Unter all den Frauen, die sich am Brunnen versammelt hatten, zog
eine durch ihr höfliches Verhalten seine Aufmerksamkeit auf sich.
Als sie vom Brunnen kam, trat der Fremde auf sie zu und bat um et-
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was Wasser aus dem Krug auf ihrer Schulter. Freundlich willigte sie
ein und erbot sich, auch für die Kamele Wasser zu schöpfen. Diesen