Seite 238 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Aber noch war Gottes Diener schier überwältigt von dem Ge-
danken an die ungewöhnliche und doch wunderbare Aufgabe, die
ihm bevorstand. In seiner Entmutigung und Bangigkeit wies er jetzt
als Entschuldigung auf mangelnde Redegabe hin: „Ach, mein Herr,
ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seitdem du
mit deinem Knecht redest; denn ich habe eine schwere Sprache und
eine schwere Zunge.“
2.Mose 4,10
. Er sei so lange von Ägypten
fort, daß er die Sprache nicht mehr ganz beherrsche und sich ihrer
nicht mehr so gewandt bedienen könne wie zu der Zeit, als er dort
lebte.
Der Herr sagte zu ihm: „Wer hat dem Menschen den Mund ge-
schaffen? Oder wer hat den Stummen oder Tauben oder Sehenden
oder Blinden gemacht? Habe ich‘s nicht getan, der Herr?“ Und Gott
versprach noch weitere Hilfe: „So geh nun hin: Ich will mit deinem
Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst.“
2.Mose 4,11.12
.
Aber wieder flehte Mose, Gott möge einen Geeigneteren dazu er-
wählen. Zuerst entsprangen diese Entschuldigungen echter Demut
und Zaghaftigkeit. Aber nachdem der Herr verheißen hatte, alle
Hindernisse zu beseitigen und ihm schließlich Erfolg zu schenken,
bewies alles weitere Zurückschrecken und Beklagen seiner Untaug-
lichkeit offensichtliches Mißtrauen gegen Gott. Das bedeutete nichts
anderes, als daß er fürchtete, Gott könne ihn nicht zu dem großen
Werk befähigen, zu dem er ihn berufen hatte, oder er habe mit der
Wahl seiner Person einen Fehler gemacht.
Aber nun wurde Mose auf Aaron, seinen älteren Bruder, hinge-
wiesen, der im täglichen Umgang mit den Ägyptern deren Sprache
vollkommen beherrschte. Gott ließ Mose wissen, daß Aaron im Be-
griff sei, ihm entgegenzugehen. Die nächsten Worte des Herrn waren
dann ein regelrechter Befehl:
„Du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen.
Und ich will mit deinem und seinem Munde sein und euch lehren,
was ihr tun sollt. Und er soll für dich zum Volk reden; er soll dein
Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein. Und diesen Stab nimm
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in deine Hand, mit dem du die Zeichen tun sollst.“
2.Mose 4,15-17
.
Nun konnte Mose keinen weiteren Widerstand leisten, denn ihm
waren alle Entschuldigungsgründe genommen.
Trotz dieses göttlichen Auftrages fehlte Mose jedes Selbstver-
trauen. Er war bedächtig im Reden und ängstlich dazu. Er war von