Seite 32 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Die ersten Menschen waren nicht nur umsorgte Kinder ihres
himmlischen Vaters, sondern auch Schüler, die vom allweisen Schöp-
fer Unterweisung erhielten. Sie wurden von Engeln besucht und
erfreuten sich des Umgangs mit ihrem Schöpfer ohne verhüllenden
Schleier. Sie waren voll Tatkraft, die ihnen der Baum des Lebens
vermittelte, ihre Geisteskräfte kaum geringer als die der Engel. Die
Geheimnisse des sichtbaren Weltalls — „die Wunder des Allwissen-
den“ (
Hiob 37,16
) — bildeten für sie eine unerschöpfliche Quelle
der Belehrung und Freude. Die Naturgesetze und die damit ver-
bundenen Vorgänge, die menschliches Forschen seit sechstausend
Jahren beschäftigt, erschloß ihnen der Schöpfer und Erhalter aller
Dinge. Sie lauschten auf die Sprache der Blätter, Blumen und Bäume
und spürten etwas von dem Geheimnis ihres Lebens. Adam war mit
allen Lebewesen vertraut, angefangen vom mächtigen Leviathan
(vgl.
Hiob 40,25
;
37,16
) im Wasser bis zum winzigen Insekt, das
in den Sonnenstrahlen spielte. Allen hatte er ihre Namen gegeben,
er kannte ihre Art und ihre Gewohnheiten. Gottes Herrlichkeit in
den Himmeln, die zahllosen Welten in ihren geordneten Bahnen,
„das Schweben der Wolken“ (vgl.
Hiob 37,16
), die Geheimnisse des
Lichtes und des Schalles, des Tages und der Nacht — alles stand dem
Forschen unserer ersten Eltern offen. Auf jedem Blatt im Walde, auf
jedem Stein im Gebirge, im leuchtenden Stern, auf der Erde, in der
Luft und am blauen Himmelszelt stand Gottes Name geschrieben.
Die Ordnung und Harmonie der Schöpfung erzählte ihnen von un-
endlicher Weisheit und Macht. Ständig fesselte sie Neues, das ihre
Herzen mit tieferer Liebe und erneuter Dankbarkeit erfüllte.
Solange sie dem Gesetz Gottes gehorsam blieben, würden sich
ihr Lerneifer, ihre Freudigkeit und Liebesfähigkeit beständig vermeh-
ren. Immer deutlichere Vorstellungen sollten sie von ihrem eigenen
Glück und von der unerschöpflichen, unwandelbaren Liebe Gottes
bekommen.
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