Seite 424 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
langen Wüstenwanderung verurteilten. Sie begriffen, daß der Bericht
der Kundschafter über das verheißene Land in vieler Beziehung
gestimmt hatte. Die Städte waren von hohen Mauern umgeben und
von Riesen bewohnt, denen gegenüber die Hebräer Zwerge waren.
Aber sie erkannten nun auch den verhängnisvollen Irrtum ihrer
Väter, die Gottes Macht bezweifelten. Einzig und allein das hatte sie
damals daran gehindert, das Gelobte Land sofort zu betreten.
Als sie sich das erste Mal anschickten, Kanaan zu betreten, war
das Unternehmen weit weniger schwierig als nun. Gott hatte seinem
Volk verheißen, er werde ihm vorangehen und kämpfen, wenn es nur
seiner Stimme gehorchte. Um die Bewohner zu vertreiben, wollte
er auch Hornissen schicken. Allgemein erregten die Israeliten zu
jener Zeit noch keine Furcht bei den Völkern. Es war nur wenig
geschehen, um ihr Vorrücken aufzuhalten. Aber als der Herr nun
gebot, vorwärts zu gehen, mußten sie gegen wachsame, mächtige
Feinde anrücken und mit großen, gut ausgebildeten Heeren streiten,
die gerüstet waren, ihren Vormarsch aufzuhalten.
Im Kampf gegen Og und Sihon hatte das Volk die gleiche Prü-
fung zu bestehen, bei der seine Väter so versagten. Nur war die
Bewährungsprobe nun viel schwerer als damals, als Gott Israel erst-
mals befohlen hatte, voranzugehen. Die Schwierigkeiten auf ihrem
Wege hatten wesentlich zugenommen, seitdem sich die Israeliten
geweigert hatten, es im Namen des Herrn zu tun. So stellt Gott sein
Volk auch heute noch auf die Probe. Verliert es die Geduld dabei,
wird er es einer zweiten Prüfung unterziehen, dann aber strenger und
härter als vorher. Und das wird sich wiederholen, bis es dem Volk
gelingt, die Prüfung zu bestehen, oder bis Gott ihm die Erkennt-
nis entzieht und es der Finsternis überläßt, weil es widerspenstig
geblieben ist.
Die Hebräer erinnerten sich nun daran, wie sie einst in die Flucht
geschlagen und Tausende getötet wurden, als ihre Streitkräfte in
den Kampf gezogen waren. Aber damals gingen sie gegen den
ausdrücklichen Befehl Gottes vor, und zwar ohne Mose, der von Gott
zur Führung ausersehen war, ohne die Wolkensäule, das Sinnbild
der Gegenwart Gottes, und ohne die Bundeslade. Diesmal aber war
Mose bei ihnen und ermutigte sie mit zuversichtlichen, gläubigen
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Worten. Voran ging ihnen der Sohn Gottes in der Wolkensäule, und
die heilige Lade begleitete das Heer. Diese Erfahrung ist lehrreich für