Seite 438 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
vollständigen Vernichtung Moabs und Edoms, der Amalekiter und
der Keniter und ließ damit dem Moabiterkönig nicht den geringsten
Hoffnungsschimmer.
In seinen Erwartungen auf Reichtum und Ehre enttäuscht, beim
König in Ungnade gefallen und in dem Bewußtsein, sich das Miß-
fallen Gottes zugezogen zu haben, kehrte Bileam von seiner selbst-
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gewählten Mission zurück. In der Heimat verließ ihn auch die len-
kende Macht des göttlichen Geistes, und seine Habsucht, bis dahin
im Zaum gehalten, gewann endgültig die Oberhand. Ihm war jetzt
jedes Mittel recht, um zu Balaks versprochener Belohnung zu kom-
men. Bileam wußte, daß Israels Wohlergehen von seinem Gehorsam
gegen Gott abhing und daß es nicht zu überwinden war, es sei denn,
man konnte es zur Sünde verleiten. Er beschloß, Balaks Gunst zu
erlangen, indem er den Moabitern einen Weg zeigte, Fluch über
Israel zu bringen.
Er kehrte sofort um nach Moab und unterbreitete dem König
seine Pläne. Die Moabiter waren jetzt selbst davon überzeugt, daß
die Israeliten unter Gottes Schutz stehen würden, solange sie ihm
treu blieben. Bileams Absicht war, sie von Gott zu trennen und zur
Abgötterei zu verführen. Wenn man sie dazu bringen konnte, den
ausschweifenden Dienst für Baal und Astaroth mitzumachen, würde
ihr allmächtiger Beschützer sich gegen sie stellen, so daß sie bald
den umwohnenden kriegerischen Völkern zur Beute fielen. Diesen
Gedanken griff der König bereitwillig auf, und Bileam blieb, um bei
dessen Verwirklichung zu helfen.
Er konnte sich tatsächlich davon überzeugen, daß sein teuflischer
Plan in Erfüllung ging. Er sah, wie der Fluch Gottes das Volk heim-
suchte und Tausende seinen Strafgerichten verfielen. Aber Gottes
Gerechtigkeit, die Israels Sünde bestrafte, ließ auch die Versucher
nicht entkommen. Im Kampf Israels gegen die Midianiter wurde
Bileam getötet. Er hatte wohl geahnt, daß sein eigenes Ende nahe
war, als er ausrief: „Meine Seele möge sterben den Tod der Gerech-
ten, und mein Ende werde wie ihr Ende!“
4.Mose 23,10
. Aber er
hatte kein rechtschaffenes Leben erwählt, und deshalb wurde sein
unvermeidliches Schicksal das der Feinde Gottes.
Bileams Geschick gleicht dem des Judas, und auch ihre Cha-
raktere ähneln sich auffallend. Beide Männer versuchten, Gott und
dem Mammon zu dienen, und erlitten dabei schmählich Schiffbruch.