Seite 645 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Großmut
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Gerechte ausrichten¿ Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, des
Herrn Thron ist im Himmel. Seine Augen sehen herab, seine Blicke
prüfen die Menschenkinder. Der Herr prüft den Gerechten und den
Gottlosen; wer Unrecht liebt, den haßt seine Seele.“
Psalm 11,1-5
.
Die Siphiter, in deren unwirtliches Gebiet David von Kegila
aus gezogen war, benachrichtigten sofort Saul, sie wüßten, wo sich
David verborgen hielte, und wären bereit, den König zu seinem
Versteck zu führen. Aber David wurde gewarnt und konnte noch
rechtzeitig Zuflucht in den Bergen zwischen Maon und dem Toten
Meer suchen.
Wieder wurde Saul gemeldet: „Siehe, David ist in der Wüste
EnGedi. Und Saul nahm dreitausend auserlesene Männer aus ganz
Israel und zog hin, David samt seinen Männern zu suchen, in Rich-
tung auf die Steinbockfelsen.“
1.Samuel 24,2.3
. David hatte nur
sechshundert Mann um sich, während Saul mit einem Heere von
dreitausend gegen ihn anrückte. In einer abgelegenen Höhle war-
teten Isais Sohn und seine Männer auf Gottes Weisung, was nun
geschehen sollte. Indessen beschleunigte Saul seinen Weg in die
Berge hinauf, wandte sich aber plötzlich zur Seite und betrat ganz
allein gerade die Höhle, in der sich David mit seiner Schar verborgen
hielt. Als dessen Leute das sahen, bedrängten sie David, Saul zu
töten. Der König in ihrer Gewalt, das war für sie der sichere Beweis,
daß Gott selbst ihnen den Feind in die Hände gegeben hatte, damit
sie ihn umbrächten. David war versucht, sich ihre Meinung zu eigen
zu machen, aber sein Gewissen sagte ihm deutlich: „Lege deine
Hand nicht an den Gesalbten des Herrn.“
Davids Männer waren noch immer nicht gewillt, Saul unbehelligt
gehen zu lassen; sie erinnerten ihren Befehlshaber an Gottes Worte:
„Siehe, ich will deinen Feind in deine Hände geben, daß du mit ihm
tust, was dir gefällt. Und David stand auf und schnitt leise einen
Zipfel vom Rock Sauls.“
1.Samuel 24,5-7
. Aber danach schlug ihm
das Gewissen, weil er das Gewand des Königs beschädigt hatte.
Saul erhob sich und verließ die Höhle, um weiter zu suchen.
Da hörte er eine Stimme, daß er zusammenfuhr: „Mein Herr und
König!“ Er wandte sich um, und siehe da, es war Isais Sohn, der ihn
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anrief, der Mann, den er schon so lange in seine Gewalt zu bringen
suchte, um ihn zu töten. David verbeugte sich tief vor dem König,
den er damit als seinen Herrn anerkannte. Dann redete er Saul mit