Seite 724 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
dig in Versuchung führen. Zur Vorbereitung weiterer Eroberungen
beschloß David, alle Männer, die im geeigneten Alter standen, zum
Wehrdienst einzuziehen. Das machte eine Volkszählung nötig. Der
eigentliche Antrieb dazu waren aber Stolz und Ehrgeiz. Jetzt würde
sich zeigen, wie schwach das Reich bei Davids Thronbesteigung
gewesen und wie stark und wohlhabend es unter seiner Regierung
geworden war! Dies mußte das ohnehin schon große Selbstvertrauen
des Königs und seines Volkes noch steigern. Die Schrift sagt: „Der
Satan stellte sich gegen Israel und reizte David, daß er Israel zählen
ließe.“
1.Chronik 21,1
. Israel verdankte seine Blütezeit unter David
weit mehr dem Segen Gottes als der Tüchtigkeit ihres Königs und
dem Heer. Aber die wachsende militärische Stärke vermittelte den
Nachbarvölkern den Eindruck, Israel traue mehr auf sie als auf die
Kraft Jahwes.
Obwohl die Israeliten auf ihre nationale Größe stolz waren, sahen
sie Davids Plan, den Wehrdienst so stark zu erweitern, keineswegs
gern. Die beabsichtigte Registrierung verursachte viel Unzufrieden-
heit. Infolgedessen hielt man es für besser, sie diesmal durch Offizie-
re und nicht von Priestern und Beamten durchführen zu lassen. Der
Zweck des Unternehmens stand ganz und gar im Widerspruch zur
Theokratie. Selbst Joab, der nicht gerade als vorsichtig galt, erhob
folgende Einwendungen: „Der Herr tue zu seinem Volk, wie es jetzt
ist, hundertmal soviel hinzu! Aber, mein Herr und König, sind sie
nicht alle meinem Herrn untertan? Warum fragt denn mein Herr da-
nach? Warum soll eine Schuld auf Israel kommen? Aber des Königs
Wort blieb fest gegenüber Joab. Und Joab ging hin und zog durch
ganz Israel und kam nach Jerusalem zurück und gab David die Zahl
des gezählten Volkes.“
1.Chronik 21,3-5
. Die Zählung war noch
nicht beendet, als David sein Unrecht schon einsah. Er bekannte
sich schuldig vor Gott: „Ich habe schwer gesündigt, daß ich das
getan habe. Nun aber nimm weg die Schuld deines Knechts; denn
ich habe sehr töricht getan.“
1.Chronik 21,8
. Am nächsten Morgen
überbrachte der Prophet Gad David eine Botschaft: „So spricht der
Herr: Erwähle dir entweder drei Jahre Hungersnot oder drei Mo-
nate Flucht vor deinen Widersachern und vor dem Schwert deiner
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Feinde, daß es dich ergreife, oder drei Tage das Schwert des Herrn
und Pest im Lande, daß der Engel des Herrn Verderben anrichte im