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Auf den Spuren des großen Arztes
Gott „... sieht auf alle, die auf Erden wohnen. Er lenkt ihnen
allen das Herz“.
Psalm 33,14.15
.
Er bittet uns, auf uns selbst zu sehen, daß wir nicht auch versucht
werden (
Galater 6,1
), wenn wir uns um die Versuchten und Irrenden
bemühen. Im Bewußtsein unserer eigenen Schwächen sollen wir
Mitleid mit den Schwächen anderer haben. „Denn wer gibt dir einen
Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast?“
1.Korinther
4,7
.
„Einer ist euer Meister; ihr aber seid alle Brüder.“
Matthäus 23,8
.
„Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest
du deinen Bruder?“
„Darum laßt uns nicht mehr einer den andern richten; sondern
richtet vielmehr darauf euren Sinn, daß niemand seinem Bruder
einen Anstoß oder Ärgernis bereite.“
Römer 14,10.13
.
Es ist immer demütigend, auf seine Fehler hingewiesen zu wer-
den. Niemand sollte diese Erfahrung durch unnötigen zusätzlichen
Tadel noch bitterer werden lassen. Keiner wurde jemals durch Vor-
würfe wiedergewonnen, aber viele wurden dadurch abgestoßen und
dazu veranlaßt, ihre Herzen gegen die richtige Erkenntnis zu ver-
härten. Statt dessen können ein milder Geist und ein feines, gewin-
nendes Benehmen die Irrenden retten und eine Menge von Sünden
zudecken.
Der Apostel Paulus erachtete es als notwendig, Unrecht beim
Namen zu nennen, aber wie sorgfältig suchte er zu zeigen, daß er
den Irrenden ein Freund war! Wie eindringlich erklärte er ihnen die
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Beweggründe seines Handelns! Er machte ihnen bewußt, daß es ihm
selbst Schmerzen bereitete, ihnen Schmerzen zufügen zu müssen.
Er zeigte denen sein Vertrauen und Mitgefühl, die darum kämpften
zu überwinden.
„Aus großer Trübsal und Angst des Herzens schrieb ich euch
unter vielen Tränen; nicht, damit ihr betrübt werden sollt, sondern
damit ihr die Liebe erkennt, die ich habe besonders zu euch.“
2.Ko-
rinther 2,4
.
„Denn wenn ich euch auch durch den Brief traurig gemacht habe,
reut es mich nicht. Und wenn es mich reute, ... so freue ich mich doch
jetzt nicht darüber, daß ihr betrübt worden seid, sondern darüber,
daß ihr betrübt worden seid zur Reue ... Siehe: eben dies, daß ihr
betrübt worden seid nach Gottes Willen, welches Mühen hat das in