Seite 128 - Auf den Spuren des gro

Basic HTML-Version

124
Auf den Spuren des großen Arztes
ernswert ist der Zustand dessen, der von Reue überwältigt wird. Er
ist wie einer, der betäubt ist, schwankt und dann in den Staub sinkt.
Nichts kann er mehr klar erkennen. Sein Verstand ist benommen. Er
weiß nicht, welche Schritte er als nächstes gehen soll. So manche
arme Seele wird mißverstanden, geringgeschätzt und ist voller Ver-
zweiflung und Qualen — ein verlorenes, herumirrendes Schaf. Die
Seele kann Gott nicht finden und hat doch den brennenden Wunsch
nach Vergebung und Frieden.
Sprecht hier bitte kein Wort aus, das den Schmerz noch vertieft!
Zeigt dem Menschen, der von einem Leben voller Sünde müde
geworden ist, aber nicht weiß, wo Hilfe zu finden ist, vielmehr den
mitfühlenden Heiland. Nehmt ihn bei der Hand, richtet ihn auf und
sagt ihm Worte, die ihm Mut und Hoffnung geben. Helft ihm, die
Hand des Retters zu erfassen.
Wir lassen uns zu leicht entmutigen, wenn Menschen auf unsere
Anstrengungen nicht sogleich entsprechend reagieren. Wir sollten
nie darin nachlassen, für eine Seele zu arbeiten, wenn es noch einen
einzigen Hoffnungsschimmer gibt. Etwas so wertvolles wie Men-
schenseelen haben den Herrn Jesus, der sich selbst für sie geopfert
hat, einen zu hohen Preis gekostet, um sie leichtfertig der Macht des
Versuchers preiszugeben.
[129]
Wir sollten uns selbst in die Lage der Versuchten versetzen. Be-
denken wir die Wirkung ungünstiger Erbanlagen, den Einfluß einer
schlechten Umgebung und die Macht falscher Gewohnheiten. Kön-
nen wir uns dann noch wundern, daß viele unter solchen Einflüssen
sittlich verwahrlosen und auf alle Anstrengungen zu ihrer Umkehr
nur sehr zögerlich reagieren?
Oft werden gerade die, die uns aussichtslose Fälle zu sein schie-
nen, zu den treuesten Anhängern und Vertretern des Evangeliums,
wenn sie einmal dafür gewonnen worden sind. Sie waren also zuvor
nicht unrettbar verloren. Unterhalb der manchmal abschreckenden
Schale liegt oft ein guter Kern, den wir erreichen können. Ohne eine
hilfreiche Hand aber könnten sich viele nie mehr aufrichten, aber
durch geduldige, unermüdliche Anstrengungen sind sie durchaus zu
retten. Solche Menschen brauchen einfühlsame Worte, freundliche
Zuwendung und spürbare Hilfe. Sie brauchen jene Art des Rates, die
den schwachen Funken des Mutes in der Seele nicht auslöscht. Laßt