Seite 295 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Heil unter den Juden
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In seinem Brief an die Römer erörterte Paulus die wesentlichen
Grundzüge des Evangeliums. Er legte seinen Standpunkt dar zu
den Fragen, die sowohl die jüdischen als auch die nichtjüdischen
Gemeinden bewegten, und wies nach, daß die Zusagen und Verhei-
ßungen, die einst vorrangig den Juden galten, nun auch den Heiden
angeboten wurden.
Mit großer Klarheit und Kraft erläuterte der Apostel die Lehre
von der Rechtfertigung durch den Glauben an Christus. Er hoffte, daß
auch anderen Gemeinden durch die den Christen in Rom gesandten
Unterweisungen geholfen wurde. Wie wenig konnte er vorausse-
hen, welch einen weitreichenden Einfluß seine Worte einmal haben
würden! Seitdem hat in allen Zeitepochen die Wahrheit von der
Rechtfertigung durch den Glauben, einem Leuchtfeuer gleich, reu-
mütigen Sündern den Weg des Lebens gewiesen. Sie war das Licht,
das die Finsternis erhellte, die Luthers Geist umfing, und ihm die
Kraft des Blutes Christi zur Reinigung von aller Sünde offenbarte.
Das gleiche Licht leitete Tausende von sündenbeladenen Menschen
zur wahren Quelle der Vergebung und des Friedens. Jeder Christ hat
Ursache, Gott für den an die Gemeinde zu Rom gerichteten Brief zu
danken.
In diesem Brief sprach Paulus offen über die Last, die er um der
Juden willen trug. Seit seiner Bekehrung habe er sehnlichst gehofft,
seinen jüdischen Brüdern helfen zu können, ein klares Verständnis
für das Evangelium zu erlangen. „Meines Herzens Wunsch ist“, so
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erklärte er, „und ich flehe auch zu Gott für Israel, daß sie gerettet
werden.“
Römer 10,1
.
Den Apostel beseelte kein gewöhnliches Verlangen. Beständig
bat er Gott, für die Israeliten zu wirken, die versäumt hatten, in Jesus
von Nazareth den verheißenen Messias zu erkennen. „Ich sage die
Wahrheit in Christus und lüge nicht“, versicherte er den Gläubigen
zu Rom, „wie mir Zeugnis gibt mein Gewissen in dem heiligen
Geist, daß ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlaß in
meinem Herzen habe. Ich selber möchte verflucht und von Christus
geschieden sein meinen Brüdern zugut, die meine Stammverwandten
sind nach dem Fleisch; die da sind von Israel, welchen die Kindschaft
gehört und die Herrlichkeit und der Bund und das Gesetz und der
Gottesdienst und die Verheißungen; welcher auch sind die Väter,