Seite 317 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Paulus als Gefangener
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Fügungen eröffnenden Gelegenheiten entsprechend voranzugehen,
und hatten in ihrer menschlichen Weisheit versucht, den Arbeitern
im Werke Gottes unnötige Beschränkungen aufzuerlegen. So bildete
sich eine Gruppe von Männern, denen die wechselnden Verhältnisse
und besonderen Bedürfnisse der Arbeit in den entfernten Feldern
nicht persönlich bekannt waren, die sich aber dennoch die Autorität
anmaßten, den Brüdern draußen genau vorzuschreiben, wie sie ar-
beiten sollten. Sie meinten, die Evangeliumsverkündigung müsse in
Übereinstimmung mit ihrer Auffassung geschehen.
Mehrere Jahre waren bereits vergangen, seit die Brüder in Jeru-
salem gemeinsam mit den Vertretern anderer führender Gemeinden
sorgsam über die schwierigen Fragen beraten hatten, die sich aus
der Arbeitsweise derer ergeben hatten, die unter den Nichtjuden
wirkten. Als Ergebnis dieses Konzils hatten sich die Brüder dahin
geeinigt, den Gemeinden klare Anweisungen über gewisse Formen
und Gebräuche einschließlich der Beschneidung zu erteilen. Bei
dieser Gelegenheit hatten die Brüder ferner einmütig beschlossen,
den christlichen Gemeinden Barnabas und Paulus als Arbeiter zu
empfehlen, die des vollen Vertrauens eines jeden Gläubigen würdig
waren.
Unter denen, die bei dieser Versammlung zugegen gewesen wa-
ren, hatte es einige gegeben, die zunächst die Arbeitsweise der Apo-
stel, auf denen die Hauptlast der Verkündigung des Evangeliums
unter den Heiden ruhte, scharf kritisierten. Aber noch während der
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Beratung war ihr Blick für Gottes Ratschluß geweitet worden, und
sie hatten gemeinsam mit den Brüdern weise Beschlüsse gefaßt, die
den Zusammenschluß aller Gläubigen zu einer großen Gemeinschaft
ermöglicht hatten.
Als sich später herausstellte, daß die Zahl der Gemeindeglieder
aus den Nichtjuden rasch zunahm, erhoben einzelne leitende Brüder
in Jerusalem aufs neue ihre Vorurteile gegenüber der Arbeitsweise
des Paulus und seiner Gefährten. Diese Voreingenommenheit hatte
sich mit den Jahren immer mehr vertieft, bis schließlich einige leiten-
de Männer den Beschluß faßten, daß die Evangeliumsverkündigung
fortan nur noch in Übereinstimmung mit ihren eigenen Vorstellun-
gen zu geschehen habe. Wenn Paulus sich in seinem Wirken an die
von ihnen vertretenen Richtlinien hielte, wollten sie seine Arbeit
anerkennen und unterstützen, andernfalls sahen sie sich gezwungen,