Seite 35 - Das Wirken der Apostel (1976)

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haben. Wie ein Schaubild zogen alle Begebenheiten seines wunder-
vollen Lebens an ihnen vorüber. Als sie über sein reines, heiliges
Leben nachdachten, erschien ihnen angesichts der Aufgabe, das Lie-
benswerte des Wesens Christi durch ihr eigenes Leben bezeugen zu
dürfen, keine Mühe zu schwer, kein Opfer zu groß. Wie ganz anders
würden sie handeln, könnten sie die vergangenen drei Jahre noch
einmal durchleben! Könnten sie doch den Meister wiedersehen, was
täten sie dann nicht alles, um ihm zu zeigen, wie innig sie ihn liebten
und wie aufrichtig sie es bereuten, ihn je durch ein Wort oder eine
Tat des Unglaubens betrübt zu haben. Doch sie trösteten sich mit
dem Gedanken, daß ihnen vergeben war. Und sie waren entschlos-
sen, soweit wie möglich ihren Unglauben durch mutiges Bekennen
Christi vor der Welt wiedergutzumachen.
Ernsthaft beteten die Jünger um die Befähigung, Menschen be-
gegnen und ihnen im täglichen Umgang Worte sagen zu können,
durch die Sünder zu Christus geführt würden. Alle Meinungsver-
schiedenheiten und alles Streben nach Macht gaben sie auf und
schlossen sich zu einer wahrhaft christlichen Gemeinschaft zusam-
men. Je näher sie Gott kamen, desto mehr erkannten sie, welch ein
Vorrecht ihnen zuteil geworden war, so eng mit Christus verbunden
zu sein. Traurigkeit erfüllte ihre Herzen, wenn sie daran dachten, wie
oft sie ihn durch die Trägheit ihrer Gedanken und durch ihren Man-
gel an Verständnis für die Lehren, die er zu ihrem Besten mitzuteilen
versuchte, betrübt hatten.
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Diese Tage der Vorbereitung waren Tage gründlicher Herzens-
prüfung. Die Jünger spürten ihre geistliche Not und baten den Herrn
um „die Salbung von dem, der heilig ist“ (
1.Johannes 2,20
), um für
das Werk der Seelenrettung tauglich zu werden. Sie flehten nicht nur
für sich um Segen, sondern empfanden eine Bürde für das Seelenheil
anderer. Ihnen wurde bewußt, daß das Evangelium der Welt gebracht
werden müsse; deshalb verlangten sie nach der Kraft, die Christus
verheißen hatte.
In der Zeit der Patriarchen war das Wirken des Heiligen Geistes
oftmals in bemerkenswerter Weise offenbar geworden, doch nie in
seiner ganzen Fülle. Nun baten die Jünger demütig und dem Wort
des Heilandes gehorsam um diese Gabe, und Christus unterstützte
sie darin durch seine Fürsprache im Himmel. Er erhob Anspruch auf
die Gabe des Geistes, um sie über sein Volk ausgießen zu können.