Seite 87 - Das Wirken der Apostel (1976)

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Das Evangelium in Samaria
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Herr während der nächtlichen Unterredung auf dem Ölberg gesagt
hatte: „Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß des
Menschen Sohn erhöht werden.“
Johannes 3,14
. Und er erkannte in
Jesus den Erlöser der Welt.
Gemeinsam mit Joseph von Arimathia hatte Nikodemus die
Kosten für das Begräbnis Jesu getragen. Die Jünger hatten sich
gefürchtet, sich öffentlich als Nachfolger Christi zu zeigen, aber
Nikodemus und Joseph waren ihnen unerschrocken zu Hilfe gekom-
men. Der Einsatz dieser reichen, geachteten Männer war in jenen
dunklen Stunden dringend gebraucht worden. Sie hatten für ihren
toten Meister das tun können, wozu die armen Jünger außerstande
gewesen waren. Ihr Wohlstand und ihr Ansehen hatten sie in hohem
Maße vor den Anfeindungen der Priester und Obersten bewahrt.
Als nun die Juden die junge Gemeinde zu vernichten suchten,
tat sich Nikodemus als ihr Verteidiger hervor. Nicht länger hielt er
sich vorsichtig und zweifelnd zurück, sondern ermutigte die Jünger
im Glauben, unterstützte mit seinem Vermögen die Gemeinde in
Jerusalem und förderte das Evangeliumswerk. Nun verachteten und
verfolgten ihn diejenigen, die ihn früher verehrt hatten, und er wurde
arm an irdischen Gütern. Aber dadurch ließ er sich nicht beirren,
offen für seinen Glauben einzutreten.
Die Verfolgung, die über die Gemeinde von Jerusalem herein-
brach, führte zu einem starken Auftrieb der Evangeliumsverkün-
digung. Die Predigt des Wortes hatte in dieser Stadt reiche Frucht
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getragen. Nun aber bestand die Gefahr, daß sich die Jünger dort
zu lange aufhielten und den Auftrag des Heilandes, die Botschaft
der Erlösung in alle Welt zu tragen, vernachlässigten. Sie hatten
vergessen, daß dem Bösen am ehesten durch kämpferischen Dienst
widerstanden werden kann, und hegten den Gedanken, ihre wichtig-
ste Aufgabe sei es, die Gemeinde in Jerusalem vor den Angriffen
des Feindes zu schützen. Anstatt die Neubekehrten anzuleiten, das
Evangelium denen zu bringen, die es noch nicht gehört hatten, wa-
ren sie in Gefahr, einen Weg einzuschlagen, der sie dahin bringen
würde, sich mit dem Erreichten zufriedenzugeben. Da ließ Gott die
Verfolgung zu, um seine Boten dorthin zu zerstreuen, wo sie für
andere wirken konnten. Die nun von Jerusalem vertrieben wurden,
„zogen umher und predigten das Wort“.
Apostelgeschichte 8,4
.