Die Erlösungsbedürftigkeit des Sünders
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Auf dasselbe Gleichnis deutete Christus in seinem Zwiegespräch
mit Nathanael hin: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Von nun an
werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf
und herab fahren auf des Menschen Sohn.“
Johannes 1,51
. Mit dem
Sündenfall entfernte sich der Mensch von Gott; die Erde wurde vom
Himmel getrennt. Über den Abgrund, der dazwischen lag, führte
keine Verbindung. Aber durch Christus wurde der Verkehr zwischen
Erde und Himmel wiederhergestellt. Seine Verdienste überbrücken
die tiefe Kluft, welche die Sünde hervorgerufen hat; nun können die
dienenden Engel mit den Menschen aufs neue Gemeinschaft pflegen.
Christus verband die gefallene Menschheit in ihrer Schwäche und
Ohnmacht mit der Quelle der unendlichen Kraft Gottes.
Vergebens träumt die Menschheit von Fortschritt, vergeblich sind
alle Bemühungen um eine Veredlung der Menschen, wenn sie den
Urborn aller Hoffnung und Hilfe für das gefallene Geschlecht außer
acht lassen. „Alle gute Gabe und alle vollkommene Gabe kommt
von oben herab, von dem Vater des Lichts.“
Jakobus 1,17
. Ohne
Gott gibt es keine Vollkommenheit, der einzige Weg zu Gott aber ist
Christus. Er sagt von sich: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und
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das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“
Johannes
14,6
.
Stärker als der Tod ist die Liebe, mit der Gott sich nach seinen
Kindern auf Erden sehnt. In der Hingabe des Sohnes, in dieser einen
Gabe, hat er uns den ganzen Himmel geschenkt. Leben, Tod und
Vermittlung des Heilandes, der Dienst der Engel, die Vertretung des
Geistes, der Vater, wirkend über allem und durch alles, die immer-
währende Teilnahme himmlischer Wesen alles dient der Erlösung
der gefallenen Menschheit.
O laßt uns dies für uns gebrachte wunderbare Opfer gläubig
bedenken! Möchten wir doch die Langmut und Mühe anerkennen,
mit welcher der Himmel die verlorene Menschheit erlösen und wie-
der in des Vaters Haus zurückbringen will! Stärkere Beweggründe,
gewaltigere Mittel hätten nie verwandt werden können. Die unge-
ahnten Belohnungen für rechtschaffenes Handeln, die Freuden des
Himmels, die Gesellschaft der Engel, die selige Gemeinschaft mit
Gott und seinem Sohn, die Veredlung und Ausdehnung aller unserer
geistigen Kräfte für ewige Zeiten sollten uns diese mächtigen Trieb-