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Der Weg zu Christus
braunen Sperlings, der furchtlos sein einfaches Lied singt. Wenn der
Mensch an seine Tagesarbeit geht und sich zum Gebet anschickt,
wenn er sich zur Ruhe begibt oder wenn er am Morgen erwacht,
wenn der reiche Mann in seinem Palaste schwelgt oder wenn der Ar-
me seine Kinder zur kärglichen Mahlzeit ruft über jedem einzelnen
wacht das zärtliche Auge des himmlischen Vaters. Keine Träne fällt,
die Gott nicht kennt; kein fröhliches Lächeln gibt es, das er nicht
bemerkt.
Glaubten wir dies nur recht, dann schwänden bald alle unnöti-
gen Beklemmungen. Wir fühlten uns im Leben nicht so enttäuscht,
würden getrost alle großen und kleinen Nöte in die Hand Gottes
befehlen, der sich nie durch die Fülle der Sorgen verwirren oder sich
von ihrer Last erdrücken läßt. Wir verspürten dann eine Seelenruhe,
die uns lange Zeit fremd gewesen ist.
Wenn unsere Sinne an der Lieblichkeit und Schönheit der Erde
Gefallen finden, dann laßt uns an jene zukünftige Welt denken, die
nichts vom Elend der Sünde und des Todes weiß, in der die Natur
nicht mehr den Schatten des Fluches trägt. Macht euch im Geiste
ein Bild von der Heimat der Seligen, wißt aber, daß sie noch viel
herrlicher ist, als die kühnste Einbildung sie auszumalen vermag.
In den verschiedenen Gaben, die Gott uns in der Natur mitteilt,
erkennen wir doch nur einen äußerst schwachen Abglanz seiner
Herrlichkeit. „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat
und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat
denen, die ihn lieben.“
1.Korinther 2,9
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Dichter und Naturforscher haben viel über die Natur zu sagen,
ein Christ jedoch kann sich an den Erdenschönheiten mit der höch-
sten Freude ergötzen; denn er erkennt in ihnen des Vaters Werk,
er erblickt sowohl in der Blume wie im Busch und im Baum seine
Liebe. Niemand versteht die Bedeutung von Berg und Tal, Fluß und
See recht, der nicht darin einen Ausdruck der göttlichen Liebe zu
uns Menschen erkennt.
Gott redet zu uns durch sein fürsorgliches Wirken sowie durch
den Einfluß seines Geistes auf das Herz. Aus unsern Verhältnis-
sen, aus unserer Umgebung und aus dem täglichen Wechsel können
wir wertvolle Weisungen entnehmen, wenn unsere Herzen dafür
empfänglich sind. Der Psalmdichter singt im Loblied über die für-
sorgliche Tätigkeit Gottes: „Die Erde ist voll der Güte des Herrn.“