Seite 70 - Biblische Heiligung (1973)

Basic HTML-Version

Kapitel 11: Des Christen Gnadengabe
Viele, die aufrichtig nach einem geheiligten Herzen und einem
reinen Leben streben, scheinen verworren und beunruhigt. Sie schau-
en ständig nur auf sich und beklagen ihren Glaubensmangel; und
sie haben das Gefühl, sie könnten keinen Anspruch auf den Segen
Gottes erheben, weil sie keinen Glauben besitzen. Diese Menschen
verwechseln Gefühl und Glauben. Ihnen genügt die Schlichtheit
wahren Glaubens nicht, und dadurch bringen sie große Finsternis
über ihre Seele. Sie sollten ihre Gedanken von sich selbst abwenden,
sie dafür aber bei der Barmherzigkeit und Güte Gottes verweilen
lassen, sich seiner Verheißungen erinnern und dann einfach glau-
ben, daß der Herr sein Wort erfüllen wird. Wir sollen nicht unserm
Glauben vertrauen, sondern den Verheißungen Gottes. Wenn wir
unsere früheren Übertretungen seines Gesetzes bereuen und uns
fest vornehmen, ihm in Zukunft gehorsam zu sein, dann dürfen wir
glauben, daß uns Gott um Christi willen annimmt und uns unsere
Sünden vergibt.
Finsternis und Entmutigung werden manchmal über uns kommen
und uns zu überwältigen drohen, aber wir sollten unser Vertrauen
nicht wegwerfen. Wir müssen, ohne Rücksicht auf unsere Gefühle,
unsere Augen auf Jesus gerichtet halten. Wir sollten versuchen, alle
uns bekannten Pflichten zu erfüllen, und dann in den Verheißungen
Gottes Ruhe finden.
Zuweilen wird uns ein tiefes Gefühl der Unwürdigkeit mit
Schrecken durchschauern. Das ist aber kein Beweis, daß Gott sich
uns gegenüber gewandelt hat oder daß wir uns ihm gegenüber ver-
ändert haben. Man sollte keine Anstrengungen machen, um das
Gemüt zu einer bestimmten Gefühlsstärke aufzuputschen. Vielleicht
empfinden wir heute nicht den Frieden und die Freude von gestern.
Dennoch sollten wir im Glauben die Hand Christi ergreifen und ihm
in der Finsternis genauso rückhaltlos wie im Licht vertrauen.
Satan mag dir zuflüstern: „Du bist ein zu großer Sünder, als daß
dich Christus retten könnte.“ Sobald du erkennst, daß du in der Tat
66