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Der große Kampf
und Geistlichkeit in allen seinen Zweigen zu zeigen.
Wesley verkündigte die vollkommene Übereinstimmung zwi-
schen Gesetz und Evangelium und erklärte: „Es besteht deshalb
die denkbar innigste Verbindung zwischen dem Gesetz und dem
Evangelium. Einerseits bahnt das Gesetz beständig den Weg für
das Evangelium und weist uns darauf hin, anderseits führt uns das
Evangelium beständig zu einer genaueren Erfüllung des Gesetzes.
Das Gesetz zum Beispiel verlangt von uns, Gott und den Nächsten
zu lieben und sanftmütig, demütig oder heilig zu sein. Wir fühlen,
daß wir hierzu nicht tüchtig sind, ja daß dies dem Menschen unmög-
lich ist. Aber wir sehen eine Verheißung Gottes, uns diese Liebe
zu geben und uns demütig, sanftmütig und heilig zu machen. Wir
ergreifen dies Evangelium, diese frohe Botschaft; uns geschieht nach
unserem Glauben, und die Gerechtigkeit des Gesetzes wird in uns
erfüllt durch den Glauben an Christus Jesus ...
Die größten Feinde des Evangeliums Christi sind die, welche
offen und ausdrücklich das Gesetz richten und übel davon reden,
welche die Menschen lehren, das ganze Gesetz, nicht nur eins sei-
ner Gebote, sei es das geringste oder das größte, sondern sämtliche
Gebote zu brechen (aufzuheben, zu lösen, seine Verbindlichkeit zu
beseitigen)... Höchst erstaunlich ist es, daß die, welche sich dieser
starken Täuschung ergeben haben, wirklich glauben, Christus da-
durch zu ehren, daß sie sein Gesetz umstoßen, und wähnen, sein
Amt zu verherrlichen, während sie seine Lehre vernichten! Ach,
sie ehren ihn gerade wie Judas tat, als er sagte: ‚Gegrüßet seist du,
Rabbi‘ und küßte ihn. Wohl mag der Herr ebenso billig zu einem jeg-
lichen von ihnen sagen: ‚Verrätst du des Menschen Sohn mit einem
Kuß¿
Matthäus 26,49
;
Lukas 22,48
. Irgendeinen Teil seines Geset-
zes auf leichtfertige Weise beiseitezusetzen unter dem Vorwand, sein
Evangelium zu fördern, ist nichts anderes, als ihn mit einem Kuß
zu verraten, von seinem Blute zu reden und seine Krone wegzuneh-
men. In der Tat kann keiner dieser Anschuldigung entgehen, der den
Glauben in einer Weise verkündigt, die direkt oder indirekt dahin
führt, irgendeinen Teil des Gehorsams beiseitezusetzen — keiner,
der Jesus Christus also predigt, daß dadurch irgendwie selbst das
geringste der heiligen Gebote Gottes ungültig gemacht, geschwächt
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1
Wesley‘s, Works, „Sermon 25“