Seite 353 - Der gro

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Licht durch Finsternis
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sollte, und sie konnten die Bedeutung seiner Worte, die seine Leiden
und seinen Tod voraussagten, nicht begreifen.
Christus selbst hatte sie mit der Botschaft hinausgesandt: „Die
Zeit ist erfüllet, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Bu-
ße und glaubt an das Evangelium!“
Markus 1,15
. Diese Botschaft
gründete sich auf
Daniel 9
. Der Engel hatte einst erklärt, daß die
neunundsechzig Wochen bis auf Christus, den Fürsten, reichen soll-
ten; und mit großen Hoffnungen und freudigen Erwartungen blickten
die Jünger vorwärts auf die Errichtung des messianischen Reiches
in Jerusalem, das die ganze Erde beherrschen sollte.
Sie predigten die ihnen von Christus anvertraute Botschaft, ob-
gleich sie ihren Sinn mißverstanden. Während sich ihre Verkün-
digung auf
Daniel 9,25
stützte, übersahen sie, daß — nach dem
nächsten Vers des gleichen Kapitels — der Gesalbte ausgerottet
werden sollte. Von ihrer frühesten Jugend an hing ihr Herz an der
vorausempfundenen Herrlichkeit eines irdischen Reiches. Dadurch
befanden sie sich, was sowohl die prophetischen Angaben als auch
die Worte Christi betrifft, in einem Zustand geistiger Blindheit.
Sie erfüllten ihre Pflicht, indem sie der jüdischen Nation die Ein-
ladung der Barmherzigkeit anboten, und dann, gerade zu der Zeit,
als sie erwarteten, daß ihr Herr den Thron Davids einnehmen werde,
sahen sie ihn wie einen Übeltäter ergriffen, gegeißelt, verspottet,
verurteilt und an das Kreuz von Golgatha geschlagen. Welche Ver-
zweiflung und seelischen Qualen marterte die Herzen der Jünger
während der Tage, da ihr Herr im Grabe schlief!
Christus war zur vorhergesagten Zeit und auf die in der Weis-
sagung angedeutete Art und Weise gekommen. Das Zeugnis der
Schrift war in jeder Einzelheit seines Lehramtes erfüllt worden. Er
hatte die Botschaft des Heils verkündigt, und „seine Rede war gewal-
tig“ gewesen.
Lukas 4,32
. Seine Zuhörer hatten es an ihren Herzen
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erfahren, daß sie göttlichem Geist entstammte. Das Wort und der
Geist Gottes bestätigten die göttliche Sendung seines Sohnes.
Die Jünger hingen noch immer mit unveränderter Hingabe an ih-
rem geliebten Meister; und doch waren ihre Gemüter in Ungewißheit
und Zweifel gehüllt. In ihrer Seelenangst dachten sie nicht an die
Worte Christi, die auf seine Leiden und auf seinen Tod hinwiesen.
Wäre Jesus von Nazareth der wahre Messias gewesen, würden sie
dann auf solche Weise in Täuschung und Schmerz gestürzt worden