Seite 579 - Der gro

Basic HTML-Version

Bestrebungen des Papsttums
575
Gehorsams gegen Rom, das sie jedes Versprechens entbindet, das
die Interessen Roms beeinträchtigen könnte.
Die Geschichte der römischen Kirche zeugt von ihren geschick-
ten und hartnäckigen Bemühungen, sich in die Angelegenheiten der
Nationen einzudrängen. Hat sie da erst einmal Fuß gefaßt, verfolgt
sie ohne Rücksicht auf das Wohl von Fürsten und Volk ihre eige-
nen Ziele. Im Jahre 1204 zwang Papst Innozenz III. den König von
Aragonien, Peter II., folgenden außergewöhnlichen Eid abzulegen:
„Ich, Peter, König der Aragonier, bekenne und verspreche, meinem
Herrn, Papst Innozenz, seinen katholischen Nachfolgern und der
römischen Kirche stets treu und gehorsam zu sein und gewissenhaft
mein Reich im Gehorsam gegen ihn zu bewahren, den köstlichen
Glauben zu verteidigen und ketzerische Verderbtheit zu verfolgen.
Dies stimmt mit den Ansprüchen bezüglich der Macht des römi-
schen Oberpriesters überein, daß „es ihm gesetzlich zustehe, Kaiser
abzusetzen“ und daß „er Untertanen von ihrer Pflicht ungerechten
Herrschern gegenüber freisprechen kann“
Wir dürfen nicht vergessen, daß sich Rom damit brüstet, unver-
änderlich zu sein. Die Grundsätze Gregors VII. und Innozenz‘ III.
sind noch immer die Grundsätze der römisch-katholischen Kirche.
Und hätte sie heute die Macht, sie würde sie mit ebenso großer
Energie ausüben wie in den vergangenen Jahrhunderten. Die Pro-
testanten wissen kaum, was sie tun, wenn sie vorschlagen, bei der
Erhöhung des Sonntags die Hilfe Roms annehmen zu wollen. Wäh-
rend sie entschlossen sind, ihr Vorhaben auszuführen, strebt Rom
nach Wiederherstellung seiner Macht, um seine verlorene Oberho-
[582]
heit wiederzugewinnen. Laßt in den Vereinigten Staaten erst den
Grundsatz eingeführt sein, daß die Kirche die Macht des Staates
beherrschen oder für sich einsetzen darf, daß religiöse Verordnungen
durch weltliche Gesetze erzwungen werden können — kurz, daß die
Autorität von Kirche und Staat über das Gewissen zu gebieten hat:
der Triumph Roms in diesem Lande wird gesichert sein.
Das Wort Gottes hat vor der herannahenden Gefahr gewarnt;
bleibt diese Warnung unbeachtet, so wird die protestantische Welt
erfahren, was Roms Absichten wirklich sind; doch erst wenn es
1
Dowling, „History of Romanism“, 5.Buch, Kapitel 6, 55.Abschnitt
1
Mosheim, „Instituiones historiae ecclesiasticae“, 3.Buch, 11. Jhdt., 2.Abschnitt,
Kapitel 2, Sek. 9, Anm. 1